Es ist oft, sehr oft, so, dass ich am Vorabend des Wettkampfes denke: "warum nun noch laufen? Bis hierhin war´s so sehr schön!"
Das eigentliche Herbst-Highlight sollte für mich in diesem Jahr die Wiederholung des ArberlandUltraTrail im Bayrischen Wald sein, und nach dem ganzen Desaster mit dem fast 8-wöchigem Laufausfall und beschränken aufs MTB-fahren, war mir eigentlich ein bisschen mulmig, wenn ich an die Strecke und die Herausforderung daran dachte.
Aber die Teilnahme am Kassel-Marathon und das mehr als zufriedenstellende Ergebnis in der Vorwoche waren Bestätigung genug, dass die Basis stimmt und ich traute mich an das Brett, was mit 65 km laut Ausschreibung und den absolvierenden Höhenmetern sicher eins werden wird, was der Blick auf das Profil bestätigt 😲
Orga-Freak, der ich nun mal bin 😊, konnte ich die Anreise nach Bayrisch Eisenstein, mit Terminen in Amberg bei meinem Arbeitgeber verbinden. Nur fiel so das eigentliche Tapern ins Wasser.
Kundenbesuche sind schön, aber auch sehr anstrengend.
So wurde mir eine ausgewogene, Wettkampfberücksichtigende Ernährung verwehrt, wenn es auch sehr lecker war und vor um 23:00 Uhr ist so und so nicht ans Bett zu denken 😩
Freitag wurde die Woche erfolgreich beendet und pünktlich traf Thomas aus Hannover am Bahnhof in Amberg ein und wir konnten zusammen recht kurzweilig die 2 h Anreise zum Startort angehen 😊
Schnell war ein Parkplatz direkt am Hohenzollern Skistadion am Großen Arbersee gefunden und nach Empfang der Startunterlagen, Begrüßung meiner lieben Treppenflitzerbande aus Dresden
ging´s natürlich erst einmal zum Vitaminetanken 😂 an den See mit Thomas, Udo und Marcel.
Zurück am Stadion wurde das Hotel Henry umgeparkt und etwas entfernter von der Straße unter einer Eiche abgestellt, was mir in der Nacht und durch den aufkommenden Wind und Regen etwas den Schlaf raubte. Zum Glück beruhigte sich das Wind, nur der Regen fiel länger vom Himmel, was die Strecke nicht einfacher machen würde.
Mit den lieben Treppenflitzern wurde die Pastaparty recht kurzweilig, denn es gibt natürlich immer viel zu erzählen, über zurückliegende Läufe, bevorstehende Herausforderungen und natürlich was auf uns zukommen wird 😡
Bevor sich Kerstin und Gunnar ins Hotel verabschiedeten, Carmen und Jörg in ihr Domizil krochen gab es noch ein liebes Gespräch und Bild mit Stefanie vom Orga-Team.
Bei Ultra-Veranstaltungen ist es durchaus üblich, dass man im Zelt oder Auto schläft, denn ein bisschen verrück sind wir schon.
Nicht nur, das wir so weite Distanzen laufen. Nein, wir laufen die auch noch sehr oft und dann wird´s übers Jahr gesehen recht teuer.
Also ist die Übernachtung, etwas spartanisch vielleicht, im Auto eine preiswerte Alternative.
Und da die letzte Nach eh nie die Beste ist, ist´s ja egal, ob du im Hotel schlecht schläfst oder im Auto 😉
5:00 Uhr Wecken durch den Nebenmann 😒
Meine "neue" Morgenverpflegung nach der Katzenwäsche bei kuscheligen 5°C 😩 aus Cappuccino aus der Büchse und nem Energie-Cake ging´s hoch ans Stadion.
Ich traf Ingmar, den nächsten Treppenflitzer, Laufpartner vom Herkules und Begleiter vom Saarschleife-Trail, und Jörg, der leider nicht mit lief machte ein Foto von der Gang und schnell setzten wir uns unter Führung eines Spielmannszug in Bewegung.
Der Weg aus dem Stadion verlief noch sehr gemächlich, nur einige ließen es vom Start weg richtig krachen.
"Ich hab´s versucht.
Gott weiß ich hab´s versucht."
Gingen mir die Zeilen von Heinz Rudolf Kunze durch den Kopf.
Aber es hat nicht geklappt.
Ich sagte später zu Ingmar: Atemlos, durch (die Nacht) den Bayrischen Wald.
Seit längerem hatte ich eigentlich den Mist im Griff. Ausgerechnet heute ging das gleich vom Start an los, das ich schlecht Luft bekam und bin so schon die ersten "Hügelchen" gegangen.
Was ein Mist. Das kann ja heiter werden.
Aber wieder war mein Freund Ingmar an meiner Seite und wieder, wie an der Saar, brauchte es kein Wort, um gemeinsam das Brett zu bewältigen.
Komisch. Es gibt Menschen, mit denen verstehst du dich auf Anhieb. Manchmal auch ohne Worte.
Wir sind zusammengeblieben, bis zum Ende, um es vorweg zunehmen. Ob an Verpflegungspunkten, beim Pipi-Päuschen oder auf den schwierigen Bergabpassagen.
Die erste Herausforderung galt es gleich auf den ersten 7 Kilometern zu meistern.
Von 970 üNN ging gleich auf 1456 hoch zum Großen Arber 😲
Und nicht nur die Höhendifferenz ist was anstrengt. Nein auch das Wetter war übel. Sehr übel.
Da war´s noch "gut". Aber je höher wir kamen, umso kälter und nebeliger wurde es.
Oben angekommen war es mit 2°C nun auch schon empfindlich kalt, was durch den heftigen Wind natürlich verstärkt wurde und ich war heil froh, die Windjacke, im geliebten Grün, anbehalten zu haben 😊
Aber ein erstes Gipfelfoto konnten wir uns natürlich nicht nehmen lassen, bevor es wieder talwärts zurück zum Ausgangspunkt zur 2. Schleife ging.
Sagen wir mal so: die Veranstalter werden ihre Gründe für die Änderung der Streckenführung gehabt haben. Aber um ehrlich zu sein: glücklich waren wir darüber nicht. Aber das ins natürlich ein ganz persönliches Empfinden.
Zum Einen fanden wir die Strecke im vergangenen Jahr sehr toll, mit dem Start und Zieleinlauf in Bodenmais und einen 2. Durchlauf durch den Ausgangspunkt hat uns ja auch schon an der Saar mentale Kraft gekostet. Ebenso die 5 Kilometer-Runde bei VP31/36 in Silberberg erfordert einen starken Willen, zumal wenn da Bratwurst angeboten wird 😃
Was einfach wirklich kaum zu überbieten ist, ist das Angebot an den Verpflegungspunkten.
Sei es ein Mega-Kuchenbuffet, was für den Gnü ja eine echte Herausforderung ist, vorbei zu laufen und an Wehrkraftzersetzung grenzt 😂
Aber ich war tapfer und bin mit Ingmar brav nach nur einem Stück weiter.
Einfach Klasse und, ich habe es schon so oft gesagt, du musst echt aufpassen, dass du bei so einem Ultra nicht noch zunimmst 😂😂😂
Was ebenfalls unglaublich ist, ist die Landschaft.
Stellenweise ist´s so schön, dass es fast kitschig und postkartenhaft wirkt.
Sei es der Blick ins weite Land, über Landesgrenzen hinaus.
Oder so, wie man sich Bayern vorstellt: mit der glücklichen Kuh vorm malerisch gelegenen Dorf.
Oder einfach nur einladend, alles abzulegen. Sich inklusive auf solchen Wiesen.
Aber wir hatten ja ein Ziel vor Augen und von selbst kommt´s nicht auf uns zu. Da müssen wir schon was für tun.
Durch Grotten, über wunderbare Trails und Trampelpfade genossen wir den Lauf.
Wenn´s ging, ließen wir´s laufen. Wenn´s nicht ging, gingen wir.
Quasselten über Gott und die Welt, vergangene Zeiten und Läufe oder hielten auch einfach mal die Klappe, wenn die Luft mal wieder weg war.
Und das war sie dummerweise doch öfter, wie mir lieb war.
Aber wenn man die Ursache kennt und mit einer lieben Begleitung an der Seite ist auch das nicht wirklich schlimm.
Am Mittagplatzl saß eine Wandertruppe, die die Aussicht auf Bodenmais genoss und mein Hinweis, dass man dafür ne Kurtaxe nehmen sollte, wurde mit einem Lachen quittiert.
Ja. Bayern hat schon was. Nicht nur ... Nein behalte ich jetzt für mich 😣. Soll kein Politik-Blog werden.
Wie auch im letzten Jahr wurde das Gipfelkreuz am Kleinen Arber eingefangen bevor der doch schwierige Aufstieg zum Großen Arber aus der anderen Richtung, wie am Morgen, in Angriff genommen wurde.
Auch hier fantastische Ausblicke, wenn man mal den Kopf dreht und nicht nur auf den Weg achtet zumal das Wetter deutlich besser geworden ist.
Aber ohne Obacht geht hier gar nichts.
Nach Erreichen des Großen Arber und Vorbeilauf am Gipfelkreuz
Ging es mal kurz einfacher, bevor es die letzten sehr schweren 2 von 4 Kilometern vorm Ziel gab.
Ich war sehr froh, dass ich mich dieses Jahr für die Stöcke entschieden habe, wo ich letztes Jahr noch ohne lief. Aber man wird eben älter 😂
aus 2017 |
Unser anvisiertes Ziel von 8 Stunden hatten wir uns ja bereits vor Stunden aus dem Kopf geschlagen.
Die Änderung und Verlängerung der Strecke von 60 km in 2017 um "nur" 4 Km in 2018 waren doch anspruchsvoller, wie ich vermutet hatte, aber wenn man die Profile vergleicht ...
2018 |
2017 |
Zusammen liefen wir ins Ziel und belegten Platz 79 (Ingmar) und ich Platz 80 von 138 Finishern bei 139 Startern.
Gut. Der Sieger war bereits seit 3 h im Ziel. Dafür war unser Startgeld, auf die Laufminuten gerechnet, günstiger 😂😂😂
Da wir aber nie mit unserem Hobby Geld verdienen werden und wollen, ist´s alles bestens gelaufen und wir sind gesund und glücklich ins Ziel gekommen.
64 Kilometer
2556 pos Höhenmeter
Platz 80 gesamt
Platz 24 in der AK40 😲
lassen mich zufrieden sein, wenn es auch hätte besser sein können, wenn die olle Laufpause nicht gewesen wäre.
Mit Thomas noch ein schönes Zielfoto mit unseren Finisher-Gläsern, die natürlich mit einem verdienten Finisher-Bier eingeweiht wurden, und ab unter die warme Dusche, bevor der Gnü erfiert und krank wird 😷
Kaum war ich mit der Dusche fertig und die Lebensgeister zurück wurde ich noch sehr, sehr positiv überrascht.
Steht doch Kerstin (schon) vor mir.
Kerstin und Carmen räumten doch tatsächlich die Altersklassenplätze 2 und 3 ab. Saustrak, Mädels 👍
Herzlichen Glückwunsch.
©Gunnar
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Bisschen Gas gegeben, auf den letzen Drücker Nürnberg erreicht und 22:00 Uhr hatte auch ich meinen Heimathafen erreicht, leider ohne mich von Carmen und Jörg persönlich verabschiedet zu haben 😭
Bitte seid nicht böse. Wir sehen uns wieder 😉
Beziehungsweise werde ich heute Abend ganz fest an euch denken, wenn ich das Mitbringsel von Gunnar genieße
Ganz lieben Dank und ihr fehlt mir jetzt schon 😩
Was kommt als nächstes?
Vielleicht sehe ich Ingmar bereits bei meinem Jahresabschluss im Remscheid wieder. Da habe ich ja noch ne Rechnung offen 😢
Vorher werde ich das in höchsten Tönen angepriesene Kuchenbuffet beim Rothaarsteig-Marathon probieren und davor Thomas auf dem Bocken wiedersehen.
Ich danke euch vom ganzen Herzen für das schöne Erlebnis und Unterstützung beim ArberlandUltraTrail Kerstin und Gunnar, Carmen und Jörg und natürlich besonders Ingmar, dass du an meiner Seite warst.
Allen anderen Danke ich natürlich für das Lesen meines Blog und sag euch wieder einmal:
Wer sich bewegt, bewegt was!
Und wenn es die schönen Erinnerungen im Kopf sind.
Bleibt alle Schön und Gesund
Mit sportlichen Grüßen
Euer Gnü aus Zü