Steine zerstreun ...
Sangen einst die Phudys und es ist immer noch so, wie eh und je.
Nur leider scheint keiner mehr Geduld zu haben und unsere Spaß- und Eventgesellschaft scheint nur noch von Highlight zu Highlight laufen zu müssen und zu wollen .
Ja. Ich will mich da nicht unbedingt ausnehmen. Allerdings ...
Unsere Eltern sagten immer: Und wenn alle in die Elbe springen. Springst du mit?
Ich habe das nicht mehr hören können und doch hat es mich beeinflusst.
Ich habe in einem sozialen Netzwerk einen, mich nachdenklichen machenden, Post lesen müssen.
Sinngemäß fragt eine junge Frau, wie man denn alles so unter einen Hut bringen soll: Familienplanung, Kind, Haus, Heirat, beruflicher Werdegang. Und dann kommen die sportlichen Ziel und Wünsche noch hinzu und ob das aus biologischer Sicht alles zu schaffen sei ...
Ich habe so oft, mit vielen darüber sprechen können, und aus meiner Erfahrung berichten dürfen:
Wenn die Zeit der Jugend ist, ist der Spaß, das Leben, die Party am Wochenende der Mittelpunkt des Sein.
Kommt die Zeit der Familie und der Kinder, stehen diese im Mittelpunkt.
Haben die Kinder den heimischen Herd verlassen und sind auf dem Weg ins eigene Leben, ist der Partner näher, als je zuvor. Und dann kommt auch die Zeit für sich ...
Mein Rennrad stand sicher 10-12 Jahre ungenutzt im Keller, auch wegen der Kinder.
Das Laufen habe ich nach der Entdeckung der Gewichtszunahme seit der Raucherabstinenz entdeckt. Ich habe sicher 20 Jahre gern, viel und an jedem Ort geraucht.
Im März 2010 flog die letzte Kippe weg und im Dezember kam die Idee: wenn du nächstes Jahr 42 wirst, lauf doch einfach 42(,195)km und so bin ich zu dem geworden, was ich heute bin:
für viele Extremläufer.
Aber auch das hat sich eben im Laufe der Zeit entwickelt.
2013 lief ich meinen bisher schnellsten Marathon am Baldeneysee.
Dezember kam die Ruhe und für mich eine Chance, die mich ganz von selbst zum Ultra brachte. Ohne es zu wollen. Ohne es zu müssen. Es hat sich einfach so ergeben.
Ich packte meinen Laufrucksack und lief los. Es war einfach ein Gefühl, was mir sagte, mehr zu können als die 42,195. Wer mag kann gern den Post aus 2013 nachlesen.
Meine liebe Frau musste dieses Wochenende dienstlich mal weg und ich saß am Freitag allein im Büro und folgendes Gedicht entsprang meinem Hirn:
Ist der Peter mal allein zu Haus,
denkt er sich was feines aus.
Er will spüren dass er lebt
und macht sich auf dem Weg.
Einmal um den See herum,
denkt er,das wär nicht dumm.Also am Abend den Rucksack gepackt. Pellkartoffeln rein, 2 x Cranberry-Haselnuss-Cashew-Nuss-Mischung dazu und in die Blase mein Zaubertrankt aus Maltodextrin und Apfelessig (sonst ist's zu süß) und 7:00 Uhr fuhr der Gnü aus Zü zum Edersee, um mal ganz entspannt und ohne Wettkampfdruck einen schönen langen Lauf zu absolvieren.
Ja, früher wäre das nicht gegangen. Denn da waren die Kinder da, die den Papa brauchten, ihn in der Nähe wissen wollten. Heute? Eigene Wege. Jegliches braucht seine Zeit
Heute war die Zeit für Papa ran.
Ich durfte dieses Jahr ja schon einmal die Ederseeumrundung in Angriff nehmen, musste dies aber damals abbrechen und so wollte ich, um ganz ehrlich zu sein, heute keinen dabei haben. Ich. Nur ich. Allein mit mir und meinen Gedanken.
Die Temperaturen von 3°C waren sicherlich nicht die optimalsten für so was, aber bis auf eiskalte Händchen war es ok. Schließlich hatte ich ja ne neue lange Laufhose
Super Passform, nur obenherum muss ich mir noch was einfallen lassen. Sie rutscht, oder ich bin zu dünn?
Den Einstieg nahm ich in Rehbach. Stellte den Space Shuttle am Wildpark ab und sparte so die Parkgebühr, weil mir 1€ fehlte
Es ging an der Uferrandstraße in Richtung Bringhausen in dicker Nebelsuppe, die sich auch bis zum Ziel nicht auflösen wollte.
Einstieg Rehbach |
Nach 5 km, wieder auf Asphalt, folgte ich diesem nach Herzhausen und hatte da das 1. Drittel geschafft.
Zwischenziel Herzhausen |
So vergeht die Zeit
Oder an dem Lauf mit +Michael Kloß in der Vorbereitung zum SachsenTrail 2016.
Ich freute mich schon in Herzhausen auf den Knorreichensteig, der in ca. 5 km auf mich warten sollte. Nur leider auch da noch Wolkenverhangen
Es ging nun immer auf dem Urwaldsteig in Richtung Halbinsel Scheid.
Schade, dass der Nebel sich nicht verzog, denn die Sicht auf den See ist traumhaft.
Eder, nicht See |
Aber nen Mann, mit Bart
Dafür entschädigen die Trails auf dem Knorreichensteig umso mehr.
Da er so leer ist und ich in Gedanken einfach auf ihn zugelaufen bin, hätte ich fast den Weg verpasst
Hinauf ging der Weg am Sicherungsseil, an dem ich 2014 Regine die Hand reichte und Michael 2016 mehrfach den Tritt verfehlte
Ich hatte natürlich vorsorglich das 1.-Hilfe-Päckchen eingepackt, brauchte es zum Glück nicht. Aber man weiß ja nie.
Außerdem hatte ich bei Instagram immer wieder Bilder gepostet, um unter Umständen gefunden zu werden und außerdem werden so die Bilder gleich ins Strava eingebunden
In Scheid angekommen, wusste ich, würde die Strecke sehr zäh, da es nur an der Uferrandstraße auf Asphalt bis zur Sperrmauer gehen werde. Aber das hat der Gnü sich ja so ausgesucht und es gibt nichts zu jammern.
Neider-Werbe |
Der Niedrigstand hat auch sein Gutes: er gibt das Ederse-Atlantis frei
In Asel-Nord durfte ich ja schon die alte Brück des öfteren mal sichten.
Brücke Asel Nord/Süd |
Das Gräberfeld hatte ich nicht mehr aufgenommen. Mögen sie in Frieden ruhen
Ich kam ohne besondere Vorkommnisse an die Sperrmauer und so dem Ziel immer näher.
Sperrmauer im Nebel |
So kurz vorm Ziel musste natürlich ein Bild von der anderen Seite, des zum Start zu erst geschossenen Bildes, sein.
Rehbach erreicht |
Nach genau 60 km habe ich mein Ziel erreicht und denke, wenn nicht ich den Aufkleber am Auto haben darf, wer sonst
Oder wie unsere Tochter nach einer längeren Autofahrt immer zu sagen pflegte:
Thank you for travelling with deutsche Peter
(In Anlehnung an die Durchsagen bei der DB)
Ich habe also meine Ederseeumrundung geschafft. War glücklich und zufrieden und hatte nur noch ein Ziel: ne warme Badewanne, die ich auch sehr genoss
Jegliches hat also seine Zeit.
Ich hatte meine Zeit heute. Wir hatten unsere Zeit mit den Kindern. Wir werden unsere Zeit haben, nach dem Laufen.
Alles zu seiner Zeit, hat die Oma schon gesagt. Recht hatte sie.
Wir sollten, alle, auch glaube ich mal wieder ein bisschen runter kommen. Es geht nicht immer höher, schneller oder weiter. Das war auch nie mein Ziel und wird es auch nicht werden.
Nicht jeder muss durch die Alpen hetzten. Über die Chinesische Mauer, an der Berliner Mauer entlang. Denkt mal drüber nach!
Ich bedanke mich ganz herzlich fürs lesen meines Blog, freue mich, wenn ihr ihn kommentiert, bedanke mich FÜR die vielen Kommentare bei G+ und FB und Instagram wärend des Laufes und wünsche euch allen eine frohe und besinnliche Adventszeit.
Mit sportlichen Grüßen
Euer Gnü aus Zü
und immer dran denken:
Wer sich bewegt, bewegt was!