Sonntag, 27. November 2016

jeglich hat seine Zeit ...

Steine sammeln
Steine zerstreun ...

Sangen einst die Phudys und es ist immer noch so, wie eh und je.

Nur leider scheint keiner mehr Geduld zu haben und unsere Spaß- und Eventgesellschaft scheint nur noch von Highlight zu Highlight laufen zu müssen und zu wollen .



Ja. Ich will mich da nicht unbedingt ausnehmen. Allerdings ...

Unsere Eltern sagten immer: Und wenn alle in die Elbe springen. Springst du mit?
Ich habe das nicht mehr hören können und doch hat es mich beeinflusst. 

Ich habe in einem sozialen Netzwerk einen, mich nachdenklichen machenden, Post lesen müssen.
Sinngemäß fragt eine junge Frau, wie man denn alles so unter einen Hut bringen soll: Familienplanung, Kind, Haus, Heirat, beruflicher Werdegang. Und dann kommen die sportlichen Ziel und Wünsche noch hinzu und ob das aus biologischer Sicht alles zu schaffen sei ...

Ich habe so oft, mit vielen darüber sprechen können, und aus meiner Erfahrung berichten dürfen:
Wenn die Zeit der Jugend ist, ist der Spaß, das Leben, die Party am Wochenende der Mittelpunkt des Sein.
Kommt die Zeit der Familie und der Kinder, stehen diese im Mittelpunkt.
Haben die Kinder den heimischen Herd verlassen und sind auf dem Weg ins eigene Leben, ist der Partner näher, als je zuvor. Und dann kommt auch die Zeit für sich ... 

Mein Rennrad stand sicher 10-12 Jahre ungenutzt im Keller, auch wegen der Kinder.
Das Laufen habe ich nach der Entdeckung der Gewichtszunahme seit der Raucherabstinenz entdeckt. Ich habe sicher 20 Jahre gern, viel und an jedem Ort geraucht.
Im März 2010 flog die letzte Kippe weg und im Dezember kam die Idee: wenn du nächstes Jahr 42 wirst, lauf doch einfach 42(,195)km und so bin ich zu dem geworden, was ich heute bin:
für viele Extremläufer. 樂

Aber auch das hat sich eben im Laufe der Zeit entwickelt.
2013 lief ich meinen bisher schnellsten Marathon am Baldeneysee.
Dezember kam die Ruhe und für mich eine Chance, die mich ganz von selbst zum Ultra brachte. Ohne es zu wollen. Ohne es zu müssen. Es hat sich einfach so ergeben.
Ich packte meinen Laufrucksack und lief los. Es war einfach ein Gefühl, was mir sagte, mehr zu können als die 42,195. Wer mag kann gern den Post aus 2013 nachlesen.

Meine liebe Frau musste dieses Wochenende dienstlich mal weg und ich saß am Freitag allein im Büro und folgendes Gedicht entsprang meinem Hirn:
Ist der Peter mal allein zu Haus,
denkt er sich was feines aus.
Er will spüren dass er lebt
und macht sich auf dem Weg.
Einmal um den See herum,
denkt er,das wär nicht dumm.
Also am Abend den Rucksack gepackt. Pellkartoffeln rein, 2 x Cranberry-Haselnuss-Cashew-Nuss-Mischung dazu und in die Blase mein Zaubertrankt aus Maltodextrin und Apfelessig (sonst ist's zu süß) und 7:00 Uhr fuhr der Gnü aus Zü zum Edersee, um mal ganz entspannt und ohne Wettkampfdruck einen schönen langen Lauf zu absolvieren.

Ja, früher wäre das nicht gegangen. Denn da waren die Kinder da, die den Papa brauchten, ihn in der Nähe wissen wollten. Heute? Eigene Wege. Jegliches braucht seine Zeit 

Heute war die Zeit für Papa ran.
Ich durfte dieses Jahr ja schon einmal die Ederseeumrundung in Angriff nehmen, musste dies aber damals abbrechen und so wollte ich, um ganz ehrlich zu sein, heute keinen dabei haben. Ich. Nur ich. Allein mit mir und meinen Gedanken.

Die Temperaturen von 3°C waren sicherlich nicht die optimalsten für so was, aber bis auf eiskalte Händchen war es ok. Schließlich hatte ich ja ne neue lange Laufhose 



Super Passform, nur obenherum muss ich mir noch was einfallen lassen. Sie rutscht, oder ich bin zu dünn?

Den Einstieg nahm ich in Rehbach. Stellte den Space Shuttle am Wildpark ab und sparte so die Parkgebühr, weil mir 1€ fehlte 

Es ging an der Uferrandstraße in Richtung Bringhausen in dicker Nebelsuppe, die sich auch bis zum Ziel nicht auflösen wollte.


Einstieg Rehbach
Nach 5 km lies ich den Asphalt hinter mir und folgte weiter dem See zur rechten Hand.

Nach 5 km, wieder auf Asphalt, folgte ich diesem nach Herzhausen und hatte da das 1. Drittel geschafft.


Zwischenziel Herzhausen
Ohne nennenswerter Pause, außer die 1. Pellkartoffel aus dem Rucksack zu kramen und die Hose zu richten, kamen Erinnerungen an unseren Com Lauf 2014 mit +Guıdo Strauß und +Regine Wagner auf.



So vergeht die Zeit 樂



Oder an dem Lauf mit +Michael Kloß in der Vorbereitung zum SachsenTrail 2016.

Ich freute mich schon in Herzhausen auf den Knorreichensteig, der in ca. 5 km auf mich warten sollte. Nur leider auch da noch Wolkenverhangen 

Es ging nun immer auf dem Urwaldsteig in Richtung Halbinsel Scheid.



Schade, dass der Nebel sich nicht verzog, denn die Sicht auf den See ist traumhaft.


Eder, nicht See
Wenn man von einem See sprechen könnte. Leider wurde soviel Wasser abgelassen, dass wir nur die Eder sehen können 樂

Aber nen Mann, mit Bart 




Dafür entschädigen die Trails auf dem Knorreichensteig umso mehr.






Diese Strecke dürfte gern 3 x so lang sein. Ist sie aber nicht und so ging der Weg hinunter zum See.
Da er so leer ist und ich in Gedanken einfach auf ihn zugelaufen bin, hätte ich fast den Weg verpasst 

Hinauf ging der Weg am Sicherungsseil, an dem ich 2014 Regine die Hand reichte und Michael 2016 mehrfach den Tritt verfehlte 



Ich hatte natürlich vorsorglich das 1.-Hilfe-Päckchen eingepackt, brauchte es zum Glück nicht. Aber man weiß ja nie.
Außerdem hatte ich bei Instagram immer wieder Bilder gepostet, um unter Umständen gefunden zu werden und außerdem werden so die Bilder gleich ins Strava eingebunden 

In Scheid angekommen, wusste ich, würde die Strecke sehr zäh, da es nur an der Uferrandstraße auf Asphalt bis zur Sperrmauer gehen werde. Aber das hat der Gnü sich ja so ausgesucht und es gibt nichts zu jammern.

Neider-Werbe
Das kleine Rinnsal, was hier den See befüllt, hat aber noch einiges zu tun und ich auch, denn erst das 2. Drittel ist erreicht und ich führte mir die 2. Pellkartoffel und meine Nussmischung zu. Lecker und im Nachhinein betrachtet war die Stecke auf Asphalt gar nicht so übel. Und das mit, oder gerade wegen, den LaSportivas Bushido, die ja auch den Dresden-Marathon besten gemeistert haben 

Der Niedrigstand hat auch sein Gutes: er gibt das Ederse-Atlantis frei 

In Asel-Nord durfte ich ja schon die alte Brück des öfteren mal sichten.


Brücke Asel Nord/Süd
Und heute also auch endlich mal die Reste von Berich, dem dem Edersee geopferten Dorf.








Das Gräberfeld hatte ich nicht mehr aufgenommen. Mögen sie in Frieden ruhen 

Ich kam ohne besondere Vorkommnisse an die Sperrmauer und so dem Ziel immer näher.


Sperrmauer im Nebel
Ich überquerte selbige und nahm als Treppen-Freak natürlich auch davon noch ein paar davon mit 



So kurz vorm Ziel musste natürlich ein Bild von der anderen Seite, des zum Start zu erst geschossenen Bildes, sein.


Rehbach erreicht
Die letzten knapp 2 km musste ich an meine Frau denken, denn es ist schließlich "unser" sonntäglicher Spazierweg 

Nach genau 60 km habe ich mein Ziel erreicht und denke, wenn nicht ich den Aufkleber am Auto haben darf, wer sonst 



Oder wie unsere Tochter nach einer längeren Autofahrt immer zu sagen pflegte:
Thank you for travelling with deutsche Peter 
(In Anlehnung an die Durchsagen bei der DB)

Ich habe also meine Ederseeumrundung geschafft. War glücklich und zufrieden und hatte nur noch ein Ziel: ne warme Badewanne, die ich auch sehr genoss 

Jegliches hat also seine Zeit.
Ich hatte meine Zeit heute. Wir hatten unsere Zeit mit den Kindern. Wir werden unsere Zeit haben, nach dem Laufen.
Alles zu seiner Zeit, hat die Oma schon gesagt. Recht hatte sie.

Wir sollten, alle, auch glaube ich mal wieder ein bisschen runter kommen. Es geht nicht immer höher, schneller oder weiter. Das war auch nie mein Ziel und wird es auch nicht werden.
Nicht jeder muss durch die Alpen hetzten. Über die Chinesische Mauer, an der Berliner Mauer entlang. Denkt mal drüber nach!

Ich bedanke mich ganz herzlich fürs lesen meines Blog, freue mich, wenn ihr ihn kommentiert, bedanke mich FÜR die vielen Kommentare bei G+ und FB und Instagram wärend des Laufes und wünsche euch allen eine frohe und besinnliche Adventszeit.

Mit sportlichen Grüßen
Euer Gnü aus Zü
und immer dran denken:
Wer sich bewegt, bewegt was!

Freitag, 4. November 2016

Schleifen drehen ...




Das machen wir doch im ganzen Leben?

Wir:
  • krabbeln aus Mutters Bauch
  • krabbeln durch das Kindesalter
  • kämpfen uns durch die Schulzeit
  • kämpfen uns durch die Ausbildung
  • kämpfen ...
  • krabbeln zum Schluss wieder in ein dunkles Loch 
Das ist doch auch eine Schleife. Die Lebensschleife 樂

Manchmal drehen wir (leider) Schleifen, die wir nicht wollen, nicht bedacht haben. Ob in der Schule, was ganz übel wäre, ob im Arbeitsleben, was Entwicklung heißt, oder im familiären Umfeld.

Oder auch mal bei Aktionen, bei denen man das
1. nicht erwartet
2. nicht gebrauchen kann

Zum Beispiel bei Wettkämpfen 
Ich möchte jetzt auch gar nicht mehr auf die Verläufer beim SaarschleifeTrail eingehen. Die wurden ausreichend von vielen der Teilnehmer angesprochen und bereits vom Veranstalter in die Änderungsliste aufgenommen. Das hat auch meine Respekt verdient, wie mit der Kritik umgegangen wurde. Topp!

Zu den eigentlichen Ambitionen:
Der SaarschleifeTrail sollte zum ersten Mal stattfinden und schon das allein wäre eigentlich Grund genug gewesen, zu wissen, dass es nicht reibungslos laufen kann/wird. Und doch sollte es mein Herbst-Highlight werden, nachdem ich ja eine Gesundungsschleife durch das Klinikum Kassel drehen musste, nach dem unfreiwilligen Crash zwischen Rennrad und PKW 裸

Der geplante MainTalUltra konnte nicht in Bestzeit zu laufen sein und so sollte die Saarschleife der Ausweichwettkampf sein. Sollte.
Nicht zu schaffen ist das, wenn man bereits nach 3 km von einem Streckenposten in die falsche Richtung geschickt wird und nach 5 km den gerade verlassenen Startpunkt wieder erreicht und dies nicht das Ziel ist .

So hatten die in die Irre geleitetet ca 2-3 km zusätzlich auf der Uhr und ich persönlich konnte alle ambitionierten Ziele vergessen.
Natürlich war ich enttäuscht. Natürlich hatte ich auch ein bisschen Wut. Natürlich hatte ich kein Verständnis. Aber lässt es sich ändern? Nein!

Die Entschädigung, für die zusätzlichen km, war einfach der unbeschreibliche Ausblick, den wir kurz vorher noch genießen durften.



Was aber mein ganz persönliches Glück war, war an meiner Seite einen Menschen zu haben, mit dem die Chemie vom ersten Wort an stimmte und wir uns gegenseitig an dem Tag tragen durften.
Kennt ihr das? Ihr lernt jemanden kennen und es ist alle OK?
So ging es mir.

Ingmar lernte ich bei meinem Treppentraining am Herkules in Kassel kennen, als ich mich für den sächsischen Mount Everest vorbereitete. Wenn dann ein weiterer Läufer auftaucht, der unverdrossen Treppauf Treppab läuft, ist die Chance relativ hoch einen Gleichgesinnten zu treffen. Die meisten machen 1 oder auch 3 Runden und sind dann verschwunden. Aber über 1 1/2 Stunde? Da steckt mehr dahinter 

Auf der Treppe sahen wir uns wieder und trafen uns rein zufällig nach seiner Teilnahme beim Rennsteiglauf am Edersee und er brachte mich letztlich auch auf die Saarschleife. Umso mehr freute ich mich, ihn an meiner Seite zu wissen und am Ende des Tages kann wohl behauptet werden: es tat uns beiden gut 

Er half mir beim verarbeiten des Motivationsloch, ich half ihm über die Distanz. 
Gemeinsam haben wir den SaarschleifeTrail "abgelaufen", haben gemeinsam Zusatzschleifen mitgenommen, gemeinsam die wenigen Verpflegungspunkte angelaufen, uns gemeinsam geärgert, sind gemeinsam weiter gelaufen



haben gemeinsam anspruchsvolle Anstiege gemeistert



gemeinsam traumhafte Ausblicke genossen




haben gemeinsam Treppen erklommen (welch Ironie des Schicksal)


um gemeinsam das Ziel zu erreichen


Nach 7:56 h erreichten wir den Ausgangspunkt des gemeinsamen Abenteuers und liefen im Atrium in Oscholz ein.
61 km und 2200 hm standen auf der Suunto. Und wenn man die ca. 3 km und weitere andere zu viel oder falsch gelaufene Kilometer mit ca 20-30 Minuten Verlust bewertet, war das Ergebnis gar nicht so schlecht 




Alle Details zum 1. SaarschleifeTrail wie immer beim Klick auf's Bild 

Auch wenn das eigentliche Ziel nicht erreicht werden konnte und ich anfänglich eine ganz schöne Wut und Ärger im Bauch hatte, kann ich heute sagen: egal. Es ist halt Trailrunning im Gelände und nicht der Stadtmarathon mit gekennzeichneter Optimallinie .
Für mich war das konditionell kein Problem. Ich habe mit der Kilometerleistung und dem fehlenden Verpflegen kein Problem. Schlimm nur für die, die 60 km schon mit allerhöchster Kraftanstrengung geschafft haben und die die die VP's als Miniziele nutzen.

Aber das ist das Leben. Es hält so manche Schleife für uns parat, die wir meistern werden und meistern müssen. Dann drehen wir uns um, blicken zurück, putzen uns ab und nehmen die nächste Herausforderung.

Meine nächste Herausforderung ist mein Abschlussmarathon am 11.12. im Siebengebirge und auch da werde ich einen lieben Menschen an meiner Seite wissen, der mich auffängt, mitnimmt und aufbaut, wenn es notwendig werden wird.

In diesem Sinne: seht Zusatzschleifen als Herausforderung die euch das Leben stellt und stellt euch diesen!

Ich verbleibe mit sportlichen Grüßen
Euer Gnü aus Zü

Und immer daran denken:
Wer sich bewegt, bewegt was!