Sonntag, 31. August 2014

Zweifel und Euphorie ...

und die liegen ganz nah bei einander!

Das ist nun das vorläufige Ende der Abenteuerreise zum 1. Ultra-Marathon des Gnü aus Zü an die Müritz.

Bevor ich meine Gedanken zum Ziel der 8-wöchigen Vorbereitung in Bits und Bytes hacke, möchte ich allen, die mich auf dem Weg begleitet haben, Danke sagen:
Es ist eure Zeit, die ihr mit dem Lesen meines Blog verbringt, und dafür euer Training hinten anstellt. Es ist vielleicht auch so, dass der Eine oder Andere (hier ist auch die weibliche Form gemeint, wenn auch nicht explizit angesprochen) den Einen oder Anderen Tipp heraus zieht, und sei es meine Packliste, die euch ein klein wenig Sicherheit für euer erstes großes eigenes Abenteuer gibt :-)
Denn egal, wie oft und wie viele Wettkämpfe du läufst oder gelaufen bist, ein Abenteuer ist es auf jeden Fall.

Und mein Abenteuer war für dieses Jahr der Müritz Lauf in Mecklenburg Vorpommern.

Zum Post-Titel. Zweifel? Oh ja. Ganz viele.
Verletzungsbedingte Pause, endlose Diskussionen zu Hause, Kopfschütteln von Freunden, Nachbarn und Kollegen.
Alles nicht Gesund, das ist nicht normal, du spinnst ... ectpp.

Unterstützung?
Ja. Auch die gab es. Zu großem Anteil aus der virtuellen Welt. Wobei die Community so virtuell ja nicht mehr ist.
Viele haben sich persönlich getroffen. Mit einigen telefoniere ich hin und wieder und die Hangouts sind natürlich auch immer eine starke Motivationsquelle. Ich danke euch allen sehr dafür.

Viele haben mir Mut zugesprochen:
  • während meiner Verletzungspause
  • haben meine fast fanatischen Radtouren kommentiert
  • sich mit mir gefreut, als ich endlich wieder Laufen konnte
  • haben sich mit mir über das Ergebnis des ersten Laufes gefreut und sicher auch mit mir auf den Lauf hingefiebert

IHR SEID EINE DUFTE TRUPPE! DANKE, DASS ES EUCH GIBT!

Die letze Woche der Vorbereitung soll vergessen sein, denn sie gehört wie die meisten zu den deutlichen Trainingsumfangreduzierungen, wobei so viel brauchte ich ja nicht reduzieren :-)
45 km sind nun wirklich nicht der Hammer und ließen die Zweifel nicht weniger werden.

Am Mittwoch war es dann endlich so weit, die Kisten zu packen und natürlich auch die Koffer für den anschließenden Urlaub, zum ersten Mal allein und ohne Kinder.



Was ich allerdings gestehen muss, es ging ohne Packliste :-))

Donnerstag Aufbruch nach dem Frühstück und Verabschiedung von den Kids und Mama und Papa waren auf dem Weg nach Mecklenburg Vorpommern.
Sind wir zwar in einem anderen Wirtschaftssystem aufgewachsen, haben wir inzwischen die 2. Hälfte unseres bisherigen Lebens in einem anderen ganz gut gemeistert und der Ostteil der Republik spielte in der Urlaubsplanung keine Rolle. Nicht weil wir nicht dahin wöllten, eher weil Holland näher dran ist :-)
So bot sich die Verbindung des Müritz-Laufs mit einem Urlaub an der Ostsee an.

Der Weg nach Waren gestaltete sich auf Grund der Fahrt mitten in der Woche recht entspannt, so dass wir einen Abstecher nach Stendal, der Geburtsstadt meiner lieben Frau, machten. Über den spontanen Abstecher hat sie sich sehr gefreut und wir genossen die Zeit, um über den Marktplatz zum Roland zu schlendern. Der war leider wegen Umbau des selbigen abwesend :-(



Einen Kaffee genossen wir trotz der Baustelle.

Weiter ging die Fahrt nach Waren und die 190 km ließen langsam Unmut aufkommen, denn überwiegend hieß die Strecke Landstraße.
Inzwischen informierte ich mal vorsichtshalber die Gastwirte des Altstadthotel "Zur goldenen Kugel" in Waren, das wir auf dem Weg seien.

Ankunft 18:00 Uhr und Parkplatz mit der Nummer 13 bekommen. Na wenn das kein Zeichen ist :-)
Denn auch meine Startnummer für den Müritz-Lauf wird die 13 sein. Abergläubisch darfst du dann nicht sein.

Wir genossen das kleine, liebevoll renovierte Städtchen an der Müritz und ließen uns in den ausreichend vorhandenen Restaurants am Alten Stadthafen verwöhnen.
Den Freitag nutzen wir zum ausgiebigen Stadtbummel durch die kleinen Boutiquen und Geschäfte und machten uns dann am Nachmittag auf den Weg, die Startunterlagen abzuholen.
Das feine an so kleinen Städtchen ist ja, dass ich das Auto stehen lassen kann. Ich genieße die autofarhfreie Zeit und auch meine Frau ist ja gern zu Fuß unterwegs. Ohne Maps, Karte oder Kompass suchten wir das Bahnhofshotel und machten das, was leider aus der Mode gekommen scheint: wir nutzen unseren Mund und fragten nach dem Weg! Wat altbacken, aber es geht :-)

Unterlagen empfangen und leider festgestellt, dass die vielen fleißigen Helfer für dieses Event alle jenseits der 60 zu seien scheinen. Was wird, wenn die nicht mehr können? Wo ist der Nachwuchs? Wo ist die Jugend? Das sollte uns nachdenklich stimmen, denn solche Veranstaltungen sind nur mit den vielen fleißigen Helfern möglich.
Wir laufen nur und gehen unserem Hobby nach. Ihr opfert eure Freizeit und ermöglicht uns mit eurem, oft ehrenamtlichen Einsatz, unserem Splin nach zu laufen: Weiter, schneller, länger ...
Vielen Dank noch mal an der Stelle dafür, auch wenn ich dies schon mal getan habe.

Am Abend trafen wir uns beim Italiener zum letzen Carbo-Tanken mit Thomas, Max und André im Stadthafen und wie immer bei solchen Treffen wird über das vergangene Training gesprochen, die gesteckten Ziele und mögliche Gründe für einen Misserfolge schon mal vorab prognostiziert. Und meine liebe Frau hat das alles tapfer ertragen :-)
Was sie aber wieder einmal feststellen musst: der Umgang in der Szene ist immer ein sehr respektvoller und freundschaftlicher, selbst beim allerersten zusammentreffen.
Ich sag mal so: vielleicht liegt es daran, dass die Teilnehmerzahl in der Szene einfach sehr klein ist; man kann das Starterfeld mit Handschlag persönlich begrüßen.
2014 starteten in Waren 130 Starter, davon 18 Frauen mit 17 Zieleinläufen und 112 Männer mit 100 Finisher.

Nach einem lecker Nudelessen und einem letzen Glas Wein machten sich die 3 auf den Weg in die Gemeinschaftsunterkunft und meine Frau und ich auf den Weg ins Hotel.
Ich mischte mein Powermüsli, bestehend aus Soja-Reis-Milch, Haferflocken, Chia-Samen, Agavendicksaft und Birne zusammen und traf die letzten Vorbereitungen, in Erwartung auf eine letzte unruhige Nacht.


Die vielen Hinweise erfahrener Ultra-Läufer haben auch mir inzwischen die eine oder andere Blase erspart :-)















8:00 Uhr Start der Ultramarathonis hieß 7:30 Uhr treffen mit Guido.
Guido hatte sich sehr früh als meine Fahrradbegleitung angeboten, worüber ich mich sehr freute und heute, eine Woche später sehr dankbar bin, denn ob ich ohne seine Unterstützung gefinisht hätte ...

Pünktlich traf er ein und entgegen erster Abmachung trafen wir uns direkt im Hafen.
Ein herzliches Hallo, denn das letzte persönliche Treffen war ja schon einige Tage her.




Mit Thomas, Max und André war die Runde komplett und letzte Worte wurden gewechselt. Max und André sind schließlich die erfahrensten unter uns. Guido und Thomas, der Radbegleiter von Max, positionierten sich am Rand des Startbereiches und wir Läufer uns in der recht überschaubaren Truppe, die die morgenliche Frische an der Müritz durch Jacken, Tüten oder umsichschlagen abwehrten. Es war schließlich 1-stellig. Brrr.

Am Start
Nach kurzer Ansprach des Bürgermeisters, der natürlich auch lief, allerdings nicht die 75 km, fiel der Startschuss. Und was soll ich sagen?

Kein gedrängel, kein geschubbse, keine Hektik. Im Gegenteil; entspanntes lockeres lostraben, jeder schien von Beginn an seine Position im Feld zu kennen. Neue Erfahrung und macht Lust auf mehr :-)

Wir verließen Waren in südlicher Richtung als erstes großes Ziel Rechlin. Die Streckeninfo lies mich an meinem großen Ziel schon zweifeln. 75% Asphalt. War die Wahl des ersten Ultras richtig? Bin ich in den letzten langen Läufen doch des Öfteren unsanft darauf hin gewiesen worden, dass das nicht mein Untergrund ist.
Ich hatte als Schuh eigentlich den Brooks Cadance oder den Salomon Sense Mantra geplant. Margitta riet allerdings von Minimal ab, was ich heute als sehr guten Tipp bewerte. So entschied ich mich für den Brooks Defyance7 und das war auch gut so.

Für die Müritz-Umrundung wird extra der Nationalpark freigegeben und so läuft man den Großteil der Strecke weit ab von Straßen und Verkehr, was für die Läufer sicher toll ist, allerdings den Radbeleitern einiges abverlangt. Und von denen gab es doch mehr, als ich erwartet hatte.

Und ganz ehrlich: ich glaube die Meisten waren sich nicht bewusst, auf was sie sich eingelassen hatten. Ich fahre ja auch viel Rad, aber 7 Stunden im Schneckentempo sind ne Nummer. 135 km in 5 Stunden bedeuten Anstrengung und Treten. Aber bei 10 km/h sitzt du fest und ständig im Sattel.

Auf den Anfangskilometern fiel das sprechen noch sehr leicht und bei einer Geschwindigkeit von deutlich unter 5:20 min/km war ich schneller unterwegs, als ich geplant hatte. Das ich das bis zum Ende nicht halten werde war mir bewusst, aber die fehlenden nordhessischen Berge machten den Lauf unbeschwert.
Was aber eine harte Nuss war: laaaange geraden mit laaaangsamen Anstiegen und Gegenwind :-(

Die Unterhaltung zwischen Guido und mir drehte sich erwartungsgemäß um alles mögliche: Kinder, Arbeit, Investitionen in Haus und Hof und natürlich unsere Community. Und die sollte gerade auf den letzten km meine Rettung werden.



Nach 10 km erreichten wir bereits die erste Verpflegungsstelle in Schwarzenhof und mit Melonen, Bananen, Äpfel und Schokolade waren alle Stationen perfekt ausgestattet. An den nächsten Punkten kam noch Salz dazu und viele hatten aus dem eigenen Geldbeutel Schwämme und Wassereimer zur Erfrischung für uns bereitgestellt. Danke dafür, denn erfrischen bei 11° bis zu maximal erwarteten 18° war zwar nicht zwingend notwendig, ist aber eine willkommene Abwechslung und prima Ausrede um stehen zu bleiben :-)

Guido nutzte die Runde um die Müritz, um seinem 2. Hobby, dem Geocachen, zu frönen und so holte er sich heute seinen 555 Cache :-)


verrückte Verstecke :-)
Und noch was war verrückt:


Die langgezogenen betonplattenbelegten Geraden, wo dir das Ziel nicht näher zu kommen scheint :-(
Wir kamen nach Rechlin und zum ersten Mal wieder in Zivilisation. Auch wenn an der Strecke sich niemand für uns zu interessieren schien, wir wurden meist gar nicht wahrgenommen, war es schön, in die an die Müritz angrenzenden Städte zu kommen, boten sie doch eine gelungene Abwechslung zur Öde des Plattenweges ;-)

Kurz hinter Rechlin haben wir bereits eine Distanz erreicht, die andere als unvorstellbar bezeichnen und auch ich muss gestehen einen Anflug von Freude verspürt zu haben als dieses Schild am Wegesrand stand:

noch 40 km
Was dir da so alles durch den Kopf geht! Bereits 3 Stunden bist du einfach nur gelaufen, noch ein langer Lauf, nicht mal ein Marathon, der vor dir liegt und noch lachst du darüber :-)

Weiter ging es auf die nächste Stadt Röbel zu. Entlang der Müritz war auch das eine willkommene Abwechslung und die Nähe zum See gab den Blick auf selbigen frei.



Immer häufiger nutze ich die Gelegenheit stehen bleiben zu dürfen, verschwieg das aber noch, obwohl die Anstrengung schon im Gesicht zu lesen ist.

Kurz vor Röbel liefen wir auf der Straße ohne Absperrung mit Autos neben uns auf die Stadt zu und ein weiteres Schild wies uns auf verbleibende 30 km hin. 

noch 30 km

in Röbel
Juhu, das ist weniger als der letzte lange Lauf in der Vorbereitung, denkst du und gehst im Kopf die Strecke durch, die du da gelaufen bist. Stehen bleiben! Einfach stehen bleiben, ist der Wunsch der Stunde. Und der wird noch stärker werden!

In Röbel ein weiterer Verpflegungspunkt und Staffelwechsel, was für reges Treiben sorgt und meine Stimmung aufmuntert.

V-Punkt

Stärkung
Inzwischen wurden die Gespräche mit Guido auch einsilbiger. Ich meinte zu ihm: ich will nicht unhöflich sein, aber mehr wie ja oder nein sei gerade nicht mehr drin! Er nickte ab und zeigte Verständnis. Ihm ging es mittlerweile auch nicht mehr ganz so gut am Popo. Das Sitzen und langsame Fahren strengten ihn auch an und im Stehen fahren gehe auch nicht. Sein linker Oberschenkel verkrampfte sich dabei.
Oh man, das kann ich im Leben nie wieder gut machen. Was er für mich leistet ist enorm. Ob ich das tun würde?


So locker wie es aussieht, ist es allerdings nicht :-(

und wieder Plattenweg :-(
Die Gedanken kreisten auch zu meiner Frau. Das Hotel hatte ich mittig in Waren ausgewählt, nicht weit zum Start- und Zielbereich, schließlich hat auch sie 7 Stunden zu überbrücken.
Nach dem letzten Küsschen und Hinweis am Start: Wenn es nicht geht, hörst du auf! wollte sie zurück ins Hotel, Frühstücken und noch mal durch das Städtchen. Ob alles klappt? Sie hat leider keinen Orientierungssinn und wenn ich sie in der Landschaft aussetzten würde ...
Hihi, würde ich aber nieeee tun :-)

Das Laufen fiel mir langsam immer schwerer. Noch 20 km! Klingt eigentlich nicht viel. Eigentlich. Eigentlich ist das weniger als die Haustrailrunde, und die hat immerhin 500 hm. Hier ist alles flach. Relativ flach.




Kurz vor Klink dann endlich das "nur noch 10 km-Schild". Aber die sollten alles bisher erlebte noch mal toppen.

Das letzte Foto vor dem Schloss in Klink wäre fast mein Aus gewesen, ohne Guido und die Edersee-Plauderei via Hangout.

in Klink
Ich wollte nur noch stehen bleiben und mich hinlegen. Doch Guido machte mir einen Strich durch die Rechnung und trieb mich weiter an.
Dazu nutze er unseren Hangout und postete immer wieder Bilder der Strecke und von mir. Auf den Bildern sieht es wohl noch ganz entspannt aus, aber innen drin ...
Die Beine wurden verdammt schwer, der für mich sonst übliche Schweiß war bereits bei km 50 vertrocknen und hatte an der Hose und den Kompressionsstulpen weiße Ränder hinterlassen. Ich war so dankbar, dass es an den V-Punkten Salz gab. Ich genoss die frische Melonen und die angebotenen Energy-Drinks. Auf Cola hatte ich ab km 40 verzichtet, da der Magen bereits rebellierte. Eine Mischung aus Krampf und Völlegefühl, was ich auf zu viel Trinken schob, vielleicht auch zu kalt?!
Die Nieren stellten ihre Funktion ebenfalls bereits bei 50 ein und die Hände und Finger schwollen an, was auch auf zu viel Flüssigkeit hinweisen kann.

Guido kannte aber eben kein Erbarmen und las mir eure lieben Kommentare vor. Das war so wichtig und schön und gab mir die notwendige Kraft, weiter zu machen. Denn auch wenn es vielleicht doof klingt: ich hatte ja fast jeden Lauf in der Vorbereitung mit einem Hashtag auf den Müritz-Ultra versehen, so dass es ja auch keinem mehr entgehen konnte, was ich als großes Ziel gesetzt hatte. Konnte ich euch dann denn enttäuschen? So kurz vor dem Ziel aufgeben? Nein! Auch wenn das anfängliche Tempo von 5:20 min/km, was ich insgeheim ja trainiert hatte, bereits auf 5:35 min/km geschrumpft war, musste ich immer öfter gehen und war nicht in der Lage zu Laufen.

Als ob das alles nun nicht schon anstrengend genug ist, ging es nach 70 km noch mal in den Wald. Es hieß aufpassen und nicht daneben treten, um nicht so kurz vor dem Ziel auszufallen.

Herausforderung auf den letzten km
Auch für die Radbegleiter stellte die Querfeldeinfahrt eine Herausforderung dar, denn am Ende lag ein Baumstamm quer über dem Weg und wer hier nicht aufpasst, wäre vielleicht über den Lenker abgestiegen.

Die letzten km wurden dann einzeln angezeigt, auch wenn dich das nicht mehr wirklich aufbaut. Denn ab hier tut jeder Schritt weh und ist immer wieder eine Überwindung.
Es ist weniger Schmerz in Form von körperlicher Beeinträchtigung. Es ist eher eine Müdigkeit, die dir dein Körper suggeriert, um dich zum Stehenbleiben zu bewegen und einfach die Beine auszuschalten und Ruhe zu haben. Aber es geht nicht! Die letzten km willst du packen. Du willst ins Ziel, auch wenn du von der Gegend um dich herum nichts mehr wahr nimmst.

An das letzte, was ich mich erinnern kann, ist die Überquerung der Brücke an der B192 zwischen dem Kölpinsee und der Müritz, waren meine Frau und ich doch erst gestern hier mit dem Schiff drunter durch geschippert.


Guido lächelt den Schmerz weg :-)
Und dann kam wieder Leben auf die Strecke. Wir erreichten den Ortsrand von Waren und erstes Leben. Und auf einmal war Guido weg :-(
Ich hatte in dem Moment so mit mir zu tun, dass ich das gar nicht gemerkt hatte. Erst an Hand der Bilder wird mir bewusst, das er neben mir war. Sehr seltsam!

dem Ziel nahe
In Waren wurden wir dann auf dem Radweg ins Ziel geleitet, wieder durch das Engagement von vielen fleißigen Helfern.
An jedem Wasser- und Verpflegungspunkt habe ich mich immer nett bedankt und den Helfern zugeklatscht. Guido meinte dann mal so: Du bist ja nett. Sicher doch! Gehört sich schließlich so.

Und dann kommt das Stadtzentrum immer näher. Du kannst schon die Musik hören und den Sprecher, der die Läufer vor dir begrüßt.
Jetzt ist es fast wie immer: unweigerlich schießen dir die Tränen in die Augen und du spürst, wie dir das Adrenalin ins Blut schießt und du könntest eigentlich weiterlaufen, aber eben nur eigentlich.

Vorbei an der Hafenkante, entlang der Restaurants, läufst du in den Zielbereich. Guido habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr an meiner Seite, dafür sehe ich meine Frau.
Erstaunt, ungläubig, hat sie mich noch nicht erwartet und hätte beinahe meinen Zieleinlauf verpasst, vermutete sie mich doch viel weiter hinten. Ich hielt einfach die Hand raus, sie hatte keine Chance zu widersprechen und schon riss ich sie mit mir und gemeinsam finishten wir meinen ersten Ultra.

geschafft
Unglaublich! Ich hatte es geschafft. Ich war im Ziel. Ich habe wirklich meinen ersten Ultra-Marathon erfolgreich gefinisht.

75 km MÜRITZ-LAUF - around Germany's biggest lake sind abgelaufen und das in 7:04:54 h.



Schwarz auf Weiß: 24. Platz gesamt und Platz 7 in der AK45. Unglaublich. Ich bin so happy.
Und meine Frau erst. Sie konnte es gar nicht glauben, genau so wenig, wie ich.
Ich bin durch, im Ziel, geschafft, und das an einem Stück und ohne Blessuren.
Medaille um den Hals, Schuhe aus und nur noch hinlegen, waren eins.


Und Freudentränen. Echte Freudentränen trotz 3 Wochen Laufpause und nicht optimaler Vorbereitung habe ich meinen 1. Ultra zwar nicht in der Wunschzeit, aber doch gefinisht.

Raus aus den Klamotten und was frisches angezogen und Urkunde abgeholt. Meine Frau brachte die Klamottenbeutel ins Hotel, ich genoss nach höllischen Schmerzen und Krämpfen in der linken Wade nach dem Ausziehen der Kompressionsstulpen die Massage und bedankte mich auch hier wieder für die Zauberhände.
Inzwischen ist Guido auch wieder aufgetaucht, er hatte sein Rad ins Auto gebracht und gemeinsam quatschten wir mir André und Max über die erreichten Ziele. 
Max hat sein Ziel ToppTen mit Platz 6 erreicht und auch André ist mit Platz 5 in seiner AK sehr zufrieden. So wie wir alle sehr zufrieden sein können. Schließlich können das nicht viele von sich behaupten, um Deutschlands größten See gelaufen zu sein ...

Meine Frau, Guido und ich genossen beim Italiener am Stadthafen noch einen Kaffee und er machte sich dann wieder auf den Heimweg. 
Vielen Dank hier noch mal an Martina, die dich gehen lies, die Oma, die auf eure Kids aufgepasst hat und natürlich an dich, Großer, für deine großartige Leistung, mich zu meinem Ziel und durch mein Abenteuer gezogen zu haben, denn ganz sicher: hätte ich unterwegs dich nicht gehabt, wäre eine andere Zeit raus gekommen, wenn ich nicht sogar aufgegeben hätte.
Auch alle die mich in der Community und im Hangout immer wieder motivieren, aufmuntern und anfeuern; ihr seid mein Antrieb, dies zu schaffen und neue Ziele zu suchen.

Was bleibt ist eben der Verweis auf die Euphorie. Denn die hielt unvermindert an. Nach der ausgiebigen Dusche und endlich in frischen Klamotten, machten wir uns auf zum Siegeressen, was ich zwar abschließend bereute, da nicht so lecker wie erwartet, und immer wieder das Gespräch auf die erreichte Leistung, können wir beide dies kaum fassen.

Die Nacht verlief trotz der Erschöpfung recht schlaflos und hin und her wälzend, so dass ich froh war, als die Nacht zu ende war und wir nach einem leckerem und langen Frühstück Waren an der Müritz auf den Weg in den wohlverdienten Urlaub verließen.

Die nächste Woche stand im Zeichen der Erholung in Fuhlendorf am Rande des Fischland Darß und sollte zudem Lauffrei sein. 
Aber wer mich kennt ...
Ich bin am Sonntag natürlich gelaufen, um die Beine aufzulockern und tat dies auch noch mal am Mittwoch und Donnerstag. Aber 21 km in Summe sind ja kaum der Rede wert :-)

So möchte ich mich mit einem traumhaften Sonnenuntergang aus unserem Urlaub bei euch für das Lesen meines Blog, eure vielen lieben netten Worte, eure Glückwünsche und Gratulationen bedanken.



Meine Ziele sind in soweit abgelaufen und der nächste Ultra in Remscheid im Oktober scheint in weiter Ferne. Vorher werden wir uns sehr zahlreich am Edersee zum Jahrhundertlauf treffen, worauf ich mir sehr freue.

In diesem Sinne verbleibe ich mit sportlichen Grüßen

Euer Gnü aus Zü

Sonntag, 17. August 2014

Disbalancen ...

  • zwischen Auto- und Radfahrer
  • Läufer und Hundebesitzer
  • zwischen allen und jedem
  • links und rechts
  • Mann und Fr... Ach nee, das nicht!
Es ist fast wie im Krieg

Die ersten beiden Punkte sind aber schon schlimm genug.
Warum? In der Politik nennt man das friedliche Koexistenz und es sollte doch möglich sein, sich wie zivilisierte Lebewesen zu begegnen.

Scheint aber einfach nicht möglich. Die Geschichte dazu kommt am Dienstag.

Punkt 3 bezieht sich auf die Linke zur Rechten Körperhälfte. Komisch, warum nur hat man eine bessere Hälfte. Die Eine macht alles mit, die Andere hat ständig was anderes!

Montag:
Im Kommentar im Blog von +Norman Merten las ich folgendes: 
“Training ohne Wettkampf ist wie Sex ohne Orgasmus”
Dieser Spruch eines Runnersworld-Lesers wurde in einer der letzten Ausgaben abgedruckt und enthält so viel Wahrheit.
Er, der Wettkampf, ist der Lohn des Fleißes. Das Zeugnis deiner Anstrengung und die Bestätigung dessen, was du tust.

Es ist ja nicht wichtig auf dem Podest zu stehen, wobei das sicher ein ergreifendes Gefühl ist und die Krönung an sich, aber eine Urkunde in den Händen zu halten, als Nachweis, für jeden einsehbar, öffentlich im Netz auffindbar ...
Das ist schon ein tolles Gefühl.
Ja! Auch ich habe alle meine Urkunden an der Wand hängen. Aufsteigend sortiert und immer vor Augen. Jeden Tag, wenn ich im Büro sitze und in ein kleines, klitzekleines Motivationsloch abzurutschen drohe, bauen sie mich auf, bringen Schwung in den Vertriebsalltag und in die Laufziele.

Ach so. Und diszipliniert war ich auch: Ich habe den Arsch still gehalten!

Dienstag:
2. Urlaubstag und den ersten Testlauf nach 3 wöchiger Abstinenz.
Ich bin ja so was von brav :-)))

Morgens stand aber erst einmal Edersee auf der Liste und Brombeeren fangen. Diese hatten wir beim Sonntagsspaziergang getestet und ich wollte unbedingt mal eigene Marmelade machen.
8:30 Uhr zum See, ruhe, leere, was für mich. Bis auf ein paar Mütter, die ihre Kinderwagen gen Wildpark schoben.
Mütter, Hundebesitzer und Läufer --> die Schlaflosen :-)

Was soll ich sagen? Traumhaft.


der See erwacht
Nach 2 Stunden fangen, heimtragen, waschen, pürieren und Kücheaufräumen muss ich gestehen, im Supermarkt ist es günstiger :-(
Aber! MEINE IST LECKERER UND SELBSTGEMACHT!



In Summe 5 ganze Gläser und 3 x 300 g für den Gefrierschrank und ein halbes Glas zum kosten. Lecker!

Am Nachmittag dann endlich mein erster Lauf.
Darauf habe ich mich so sehr gefreut, endlich zu testen, was der Fuß macht. Als Strecke wählte ich frohen Mutes den Haustrail, denn nach einer gefühlten Ewigkeit und Asphalt unter den Reifen, Autos um mich her, Aggression von allen Seiten, wollte ich meine Ruhe.

Über die Alte Wiese in den Wald, doch nicht mutig genug, den steilen Anstieg über die Heimarshausener Seite zu nehmen, lief ich links vorm Hermansberg rum, im Richtung Schweinsplatz.

Nach 3 Wochen Pause hast du aber immer so eine Lauerstellung: Tut nichts weh? Muckert nichts? Nee, eigentlich alles OK. Gut, das Spunggelenk hat in den letzten 3 Wochen natürlich auf Grund einer gewissen Schonhaltung schon den Einen oder Anderen Mucks von sich gegeben, aber im Großen und Ganzen ... Topp.

Hinter dem Schweinsplatz in Richtung 3 Eichen sagte der Blick auf die Uhr, dass die Pace für den ersten schon etwas zu ambitioniert sei und ich nahm das Tempo etwas raus.
Vorbei an den ausgesetzten Gartenzwergen



ging es zum Sauerbrunnen und hier kam die Eingangs erwähnte Begegnung.

Ich komme um die Ecke, steht mitten auf dem Waldweg ein Hund, des Läufers liebster Freund :-(
Kein Herrchen, kein Frauchen in Sicht. Peter bleibt stehen und ruft. Nichts. Hallo! Da kommt Frauchen gemütlich den Berg hochgeschnauft und ich rufe ihr zu sie möge den Hund rufen und an die Leine nehmen.
Was dann kommt, ist die Lachnummer vorm Herrn. Hunde sind Rudeltiere und gehorchen dem Rudelführer. Der erkämpft sich diese Stellung oder, als Mensch, er behautet sich durch Stimme. Soweit die Theorie, die man auch als Nichthundebesitzer kennen sollte.
Frauchen mit Piepsestimmchen: "Ja komm her, komm zu Frauchen!" Leute, kein Witz. Ich schwöre, genau so. Was macht Hundi? NICHTS! Steht und glotz mich doof an, glotz zu Frauchen, fehlte eigentlich nur der Mittelfinger, und fing an, mich abzuschnüffeln.
Ich forderte sie noch mals auf, den Hund an die Leine zu nehmen. Pustekuchen, der fand Herbmännlich deutlich interessanter als Frauchens Piepsestimmchen.
Als sie auf meiner Höhe ankam, schnaufend und hoch roten Kopf, min 20 kg zu viel, meint sie: "Sie sind aber unfreundlich!" Also da wars vorebei. Ich sagte zu ihr: "Wenn ich unfreundlich wäre, hätte ihr Köter schon ne Dose Reizgas intus und hätte per Kick den Wald kennen gelernt. Das war unhöflich. Ich habe sie 2 x gebeten ihren Hund an die Leine zu nehmen. Aber der hört echt aufs Wort". 
Und weiter bin ich. Ich frage mich, ob die denn keine Vorstellung davon haben, wie sich Menschen fühlen, die keine Vorliebe für Hunde haben, wie sich Läufer oder Kinder fühlen, von den Fellschnautzen immer wieder und ständig beschnüffelt zu werden. Ich rede hier nicht von Angriff, aber es kann die Vorstufe sein. Weiß sie, was in Hundis Kopf gerade für ein Film abläuft?

Bis nach Hause geht mir die Begegnung nicht aus dem Kopf und ich kam auf den Eingangstext, denn auch auf der Straße herrscht ständig Krieg gegen Radfahrer, gegen Fußgänger, gegen alle ...

Egal. Der Lauf war so sehr schön und schmerzfrei, so dass ich für den Müritzsee neue Hoffnung bekomme.
Ich hatte ja klipp und klar gesagt: Läuft es nicht, läuft er nicht! Allerdings sind die Zielzeiten unter Fern Oliven gerückt und ich werde als Richtpace mal die 5:50-6:00 min/km anpeilen, sodass ich bei sub 7:00 Stunden landen könnte.


1. Testlauf
Details zum Lauf findet ihr hier!

Mittwoch:
Urlaub ist in erster Linie zum Erholen da und zum Abarbeiten offener Punkte :-)
Der wichtigste ist die Fertigstellung des Wegebaus im Garten. Bekommt man auch so hin, aber Werkzeug ran holen, bisschen was tun, Werkzeug wegräumen und und und. So macht das keinen Spaß und heute soll es beendet werden. Und ich habe es beendet:


Fertig :-)
Pünktlich 16:00 Uhr abgeschlossen, Werkzeug aufgeräumt, Bauschutt ins Auto geladen und so stand dem SRC-Mittwochstraining nicht im Wege. Außer das Wetter :-(

17:00 Uhr auf das Rennrad und Richtung Wellen Züschen verlassen und was passiert am Ortsausgangsschild? Regen! Juhu! Ich ko... gleich! Aber Plan ist Plan und so ging es nach Wellen und weiter auf dem Radweg nach Ungedanken.
Von da aus nach Rothelmshausen und nach Fritzlar zum Treffpunkt.
Und wen traf der Gnü aus Zü da? Den Gnü aus Zü! Denn der war der Einzige, der sich bei dem Wetter rausgetraut hat :-(
Klasse! Dann eben nicht.

SO drehte ich allein meine SRC-Mittwochs-Trainings-Runde durch den Chattengau.


Mittwochstraining
In Summe immerhin 65 km mit 761 pos. hm in 2:30 h
Details zur Tour findet ihr hier!

Donnerstag:
Lauftag. Den Trainingsplan habe ich zu den Akten gelegt und laufe einfach nach Gefühl. Das WK-Tempo von 5:20 und das Asphaltgetrampel habe ich mir aus dem Kopf geschlagen und hoffe inständigst am Müritzsee auf wenigstens Schotterwegen laufen zu können!


Wieder mal in Richtung Heimarshausen und ins Edertal, war mein Plan und ich muss sagen: et looft!
Wunderbar mit Trinkgürtel, denn auf Rucksack konnte ich für die ca. 22 km verzichten und zur Stärkung steckte ich lediglich ein Gel und einen Riegel ein. Wie sich heraus stellen sollte: völlig ausreichend bei den derzeitigen herbstlichen Temperaturen.


  1. Wind
  2. Sonne
  3. Regen
  4. Hagel
in der Reihenfolge. So ein Wetterdurcheinander! Eh, ich habe Urlaub und wir haben August. Da sollte Sommer sein? Bitte noch mal überarbeiten!


Donnerstag
Details zum Lauf findet hier!

Freitag:
der absolute Höhepunkt der Unglücks- und Shitwetterwoche.
Anfangs stand Elektrikerarbeit an: neue Feuchtraumleuchten im Holzstall anbringen. Liegen nun auch schon ewig da und vor der dunkleren Jahreszeit sollte das erledigt sein, damit man endlich im Winter was sieht, wenn Holz für den Kamin ins Wohnzimmer geholt werden muss. 
Radtour stand danach auf dem Plan und zwar so, dass ich die Tochter 16:45 Uhr zur Arbeit bringen kann. 
Also  12:30 Uhr alles erledigt und ab. Tour Richtung Wolfhagen und grobe Richtung Bad Arolsen, etwa 75 km.

Um es kurz zu machen, bis nach Bühle alles ok, etwas kalt mit 18°C aber erträglich.
Weiter nach Elleringshausen und das hätte ich sein lassen sollen. Wolkenbruch, Temperatursturz und einfach nur noch Mist. Dicke, kalte Regentropfen bei 13°C im kurzen Trikot sind einfach nicht optimal.
Aber es gibt kein zurück, also weiter. Mist

In Lieschensruh hörte der Regen zum Glück auf und die Straßen waren im Edertal bereits schon trocken. Weiter auf dem Radweg, entlang der Eder bis Wega und dann, beim abbiegen in Richtung Wellen, pffff ...
Hinterrad platt. Klasse. 15:20 Uhr und Tochter wartet.
Werkzeug raus, Ersatzschlauch und Kartuschenpumpe zurechtgelegt und Hinterrad ausgebaut.
Beim Einschrauben der Druckluftkartusche wohl nicht aufgepasst und schon war das Ding leer, bevor ich der Reifen voll hatte. Mist²
Zum Glück kommt ein Mountenbiker mit Luftpumpe vorbei. Ich hatte meine nach der Regentour vom vergangenen Sonntag vergessen anzuklemmen, ich Depp.
Doch die Pumpe half nichts, denn der Ersatzschlauch hatte sich in den letzten Monaten des ungenutzten Daseins in der Satteltasche aufgescheuert. Na Klasse! Wenn du so ein Ding brauchst, ist er im Eimer. Wie schrieb diese Woche +ultraistgut Ostsee in ihrem Blog in Bezug auf Früher?
Früher hatte man Flickzeug dabei, Sandpapierblättchen, Kleber, Pad und ne normale Luftpumpe, man hat sich ne Pfütze gesucht und den Schlauch geflickt. Also, alles zusammengepackt, Tochter informiert und zu Fuß auf die letzten 5 km mit den Rennradschuhen. Und wer so was kennt, weiß wie klasse man damit laufen kann; und das auch noch bergauf. Mist³

Also, Peter frustriert auf dem Weg gen Züschen und am Ortsausgangsschild passiert etwas, was ich nicht mehr für möglich gehalten hätte:
Autofahrer überholt mich, bremst, Rückwärtsgang und fragt, ob er mich mitnehmen könne.
Juhu! Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Vorderrad raus, Rücksitzbank umgelegt (in ner Familienkiste ist ja viel Platz) und ich war 10 Minuten später daheim und vollkommen happy.
Er sei auch Radfahrer und kann das dem entsprechend nachvollziehen. Man, was hatte ich für ein riesen Glück. Ich hätte unsere Tochter nie pünktlich auf Arbeit bringen können und die Schuhplatten wären auch hinüber gewesen.
Er lud mich am Krämerlädchen in Züschen aus und ich bedankte mich Tausendmal. So viel Glück bei der Pechsträhne heute, hätte ich nicht mehr erwartet :-)


Freitagspechttour
Nach dem ich geduscht war, es war schließlich saukalt, die Tochter auf Arbeit, stand ich im Keller und flickte meine 2 Schläuche. Und wisst ihr was?
Ich habe wieder wie Opa Flickzeug in der Satteltasche und ne richtige Luftpumpe am Rennrad. Alles andere ist Hanebüchen ...
Rennrad ist also wieder einsatzbereit für die RTF am Sonntag durch den Kellerwald :-)

Sonnabend:
stand mein letzter langer Lauf auf dem Plan. Letzter Check für den Müritzsee-Ultra. Wenn da nichts nennenswertes an Schmerzen kommt, werde ich in 7 Tagen in Waren an der Müritz unter den 116 gemeldeten Startern sein, mit der Nummer 13 (ob das was bedeutet?) auf der Brust und hoffen, dass ich über die Runde komme. Ist ja nur eine :-)

6:30 Uhr aufgestanden, Durchfall, ohne Frühstück 7:15 Uhr los. Klasse, besser kann es ja schon mal kaum gehen.
Trinkgrürtel mit 4 x 125 ml, 2 Gels und 2 Riegel sollten bei 11°C reichen. 
Der Hitzerekord der letzten Wochen (ist sagenhafte 4 Wochen her, mein letzter langen Lauf bei 35°) ist für die nächste Woche nicht mehr zu erwarten und die Verantwortlichen sprechen eher von 11°-19°C, was zum Laufen ja optimal ist und meine Wohlfühltemperatur wäre.

Aller 10 km gab es ein Gel und einen Riegel und aller 5 km wurde ein Fläschchen geleert so dass ich von der Seite nichts zu vermelden hatte. Bei Km 8 meldete sich der Magen noch mal und zum Glück auch das letzte Mal, denn das muss ich nicht haben, weder heute, noch eine Krankmeldung so kurz vorm Start.

Um es kurz zu machen. Im Luftverkehr würde die Meldung aus dem Cockpit an den Tower in etwa so lauten:
Hier Flug Gnü aus Zü nach Waren an der Müritz:
System IO checked, Get ready für take of.
Tower an Gnü aus Zü:
OK, Have a nice fly!

So kurz und knapp kann man es sagen. Alles Bestens. Linkes Sprunggelenk muckert, ist aber wohl normal nach 3 Wochen der Ruhe und ansonsten: nichts zu beanstanden.
Was jetzt nicht da ist, werde ich in der letzten verbleiben Woche nicht mehr rausholen können und so bleibt nur das Zitat von Emil Zátopek zu verinnerlichen:

"Ein Athlet kann nicht mit Geld in seinen Taschen laufen. Er muss mit Hoffnung in seinem Herzen und Träumen in seinem Kopf laufen."


Systemkontrolle
Die Details zum Lauf findet ihr hier!

Am Nachmittag stand das Ausschildern der RTF auf dem Plan und entspannen.

Sonntag:
5:45 Uhr aufstehen, Frühstück und auf zur RTF des SRC-Fritzlar durch den Kellerwald
Pünktlich 6:30 Uhr sitze ich bei 11°C auf dem Rad und trampel der Sonne entgegen in Richtung Fritzlar.


Das ist doch schon mal Lohn für das zeitige Aufstehen :-)
Über Lohne geht gerade die Sonne auf und die Felder sind allerorts schon abgeerntet, es scheint es wird Herbst.

In Fritzlar auf dem Sportplatz angekommen wird die Anmeldung erledigt und die fleißigen Helfer wuseln hin und her.

7:15 Uhr bin ich nach ner Tasse Kaffee auf der Spur und mach mich auf den Weg durch den Kellerwald.

Es hieß den Schildern folgen, die wir gestern befestigt hatten. Ich selbst war mit Erwin die 78km-Runde ausschildern und sollte so als Vorhut mal die Strecke kontrollieren, ob nicht irgendwelche Schlingel die Schilder umgedreht hätten :-)


Die Sonne im Rücken und allein auf der Straße:




In Borken ging es am Besucher-Bergwerk vorbei und hier hatte ich schon fast die Faxen dick, denn der Wind kam die gante Zeit bereits von vorn. Das hieß: es bleibt so bis Frankenau. Na Danke sehr!

in Borken
Bis Bad Zwesten ist die Strecke bekannt und fast ohne besondere Vorkommnisse. Bis ich schon von den ersten eingeholt werde :-(
Das kann doch nicht sein, denn Start ist erst 7:30 Uhr und so schnell, kann mich doch noch keiner eingesammelt haben.

Beim Überholen war dann klar, wie es geht:

aufgepimpt :-)
Wie ich später hören musste, ist der Sozius blind und trotzdem sind die Kollegen mit 70 Sachen den Berg nach Heina runter gebrettert. Kein Wunder, dass ich da nicht dran bleiben konnte.

In Bad Zwesten hatte ich auch bereits den ersten Kontrollpunkt erreicht, nur vergaß ich, die Karte abstempeln zu lassen :-(
Ich glaube man wird mir glauben, dass ich da war :-)

Kontrollpunkt 1
Weiter ging die Fahrt nach Schiffelborn das Urfftal hoch. Auch die Strecke war mir bekannt, neues sollte erst ab Armsfeld auf mich warten.
Im Urfftal wurde ich dann schon wieder eingesammelt und gemeinsam fuhren wir bis Bergfreiheit.

Daniel Düsentrieb
Aber 28 km/h waren mir zu hart und ich ließ den Kollegen aus Traysa ziehen und fuhr allein weiter.

Die Landschaft ist einfach zum Genießen. Wälder, Täler, keine Autos (wer will hier auch wohnen, nichts los) und Wind. Ganz viel Wind. Alter Schwede. Ich war bereits in Hüttenrode, dem höchsten Punkt auf der Strecke so was von fertig. Und das nach 50 km.

Gegend ohne Ende
Und was ich noch sichten musste:

Tot
Zu viele tote Tiere. Kann ich meist nicht nachvollziehen, wie man kurz vor oder nach, oder noch besser in einer Ortschaft, Tiere über den Haufen fahren muss.

In Oberholzhausen, hier bin ich im Leben noch nie gewesen, erreichte ich Kontrollpunkt Nr. 2.

Fetzter und Winni
Hier traf ich noch mal den Kollegen aus Taysa und noch 2 fuhren auf. Ich machte mich erst nach einer kurzen Stärkung nach ihnen auf den Weg.
Ich hatte keine wirkliche Lust auf Gesellschaft und wollte allein mein Ding fahren.


So wie die meisten ankamen und fuhren, hatte die wohl nur bis Mittag von Mutti frei bekommen und hatten es eilig. Ich war mit meinem Lauf von gestern zu frieden und wollte die Tour heute nur als Alternativtraining nutzen. Es gibt ja auch nicht zu gewinnen :-)

Weiter ging die Tour, immer noch gegen den Wind und mit Anstiegen immer um die 5-10%, kurzen anschließenden Abfahrten die den Körper so schön auskühlen. Die Temperatur kam trotz der Sonne nicht über 14°C, was auf dem Rad echt nicht gemütlich ist.

Endlich war nach 88 km Frankenau, mit 495 ünN der 2. höchste Punkt der Strecke, erreicht. Von nun ab heißt es Rückenwind durch das Wesetal bis Fritzlar. Und was war das toll.
Einfach nur die Füße fallen lassen und mit teilweise 30 - 50 km/h durch das Tal zu donnern. So macht das mal wieder Spaß.

im Wesetal
In Emdenau erreichte ich den 3. und letzten Kontrollpunkt und fuhr auf eine Truppe der kürzeren 78 km Strecke auf.

letzter Kontrollpunkt

78 km-Truppe
Letzte Stärkung und langes geschnuddel und ich setzte mich wieder in Bewegung.
Aber nach so einer Rast wollen die Beine nicht gleich wieder und brachten eine kleine Anlaufphase :-(

In Wega ging es dann wieder auf den bekannten Radweg in Richtung Fritzlar weiter.
Wind? Jupp! Kam wieder. Seitlich von vorn und so hieß es wieder kämpfen. Mit den müden Beinen, nicht mehr ganz so frischen Po und imer gegen den Wind. Oh, wie ich den heute liebe :-(

In Ungedanken schloss ich dann zu einem Fahrer auf und gemeinsam nahem Christian und ich die letzten km nach Fritzlar unter die Reifen.

gemeinsame letzte km
Endlich hatten wir Fritzlar erreicht und ein letzter Anstieg zum Sportplatz trennte uns vom Ziel und der wohlverdienten Bratwurst.
Bei alle den Läufen hatte ich im Anschluss noch nie Appetit auf ne Wurst verspürt, aber heute freute ich mich drauf ;-)

Dann war es geschafft: Uhr pausiert, den Heim muss ich ja auch noch, Stempelkarte abgegeben und Startnummer und dann bei Wolfgang ne lecker Wurst erstanden :-)

Ballaststoffe 

Kleine Gruppen saßen noch zusammen. Irgendwie recht wenige, waren die alle schon durch?
Es sollten mehr Teilnehmer, wie im letzten Jahr, gefahren sein, denn in 2013 viel die RTF sprichwörtlich ins Wasser.

Kurz mit Wolfgang geschnuddelt und mit Christian die Emails ausgetauscht und dann ging es heim. Ich hatte echt schwere Beine und wollte nur noch unter die warme Dusche.

RTF des SRC-Fritzlar am 17.08.2014
Die Details zur Tour gibt es hier!

Damit liegt die letzte, und eigentlich auch 1. Woche nach 3 Wochen Pause, hinter mir. In der nächsten wird nichts mehr zu retten sein, was mich am Müritzsee noch voran bringen könnte. Was geht geht, was nicht dann eben nicht.
Meine ambitionierten Zielzeiten habe ich bereits anuliert und werde einfach aufs Ankommen setzten.

Die Woche sah wie folgt aus:

KW33
262 km Rennrad
74 km Laufen
alles im grünen Bereich.

Und noch was tolles habe ich seit dieser Woche am Rennrad:


Einen Spiegel für das Oberrohr. Blick nach hinten bringt Sicherheit :-)

So bleiben noch 5 Tage und 17 Stunden bis zum Start in Waren an der Müritz. Am Donnerstag geht es los und dann ...
Ich werde berichten.

Bis dahin danke ich allen für das Lesen meines Blogs, ich freue, wenn ihr wiederkommt und verbleibe

mit sportlichen Grüßen in die Weiten der Republik und angrenzenden EU- und Nicht EU-Staaten

Euer Gnü aus Zü