Es ist nicht immer einfach, so zu sein, wie man ist. Aber ein bisschen Verrücktheit erleichtert die Sache ungemein
Was haben wir in den letzten Tagen geschwitzt und aus allen Löchern getropft. Da gehört ein bisschen verrückt sein bestimmt dazu, um dem Trainingsplan treu zu bleiben und das Ziel zu verfolgen.
Montag startet mit nichts. Und ihr werdet es kaum glauben, aber ich habe echt nichts getan. Da ist zum einen das Wetter schuld und zum anderen waren die Schwiegereltern in der vergangenen Woche zu Besuch und das kommt leider nicht so häufig vor. Also heißt es auch hier noch mehr Planung, um alles unter den berühmten Hut zu bringen. Ich hoffe, ich habe es geschafft?! Oder
Dienstag sagt der Plan was von intensiven Dauerlauf. Was intensiv läuft ist der Schweiß. Bei über 30°C ist es alles andere als schön und man flüchtet, wo es geht, in den Schatten.
Oder man hat nen Schatten und verfolgt eben zielstrebig den Trainingsplan.
Da am Sonntag ein Trainings-Ultra auf dem Plan für den Main-Tal-Ultra steht, geht es also vorrangig bergauf und ab. Und das erstmalig mit freiem Oberkörper.
Wer mag, darf alle Informationen zum 23 km Läufchen über 493 hm beim Klick aufs Bild abholen.
Bis dato habe ich mich da immer noch zurückgehalten, aber der
Mittwoch ist Regenerationstag auf dem Rennrad mit den Jungs vom SRC. Nur mit Besuch ...
Also allein ne Runde gedreht und pünktlich zum Abendessen wieder zu Haus.
Auch darf natürlich wieder mit Klick spioniert werden.
Und wenn es jemand ganz genau wissen möchte: Ich habe da eine Erweiterung für Strava in meinem Chrome-Browser installiert, die mir nun auch alles anzeigt, was ich im Leben noch nie wissen wollte
Wer die auch haben möchte klickt einfach hier.
Nur wartet der Bauer vergebens auf die Abholung der Milchkannen, und ich vermute fast, die meisten Kinder wissen noch nicht mal, dass das früher so ging
Eine wunderschöne Runde durch den Chattengau war es trotz der Hitze und im Wald einigermaßen erträglich.
Donnerstag wird es noch heißer und ich habe mir einen Tag freigenommen. Warum? Später!
Am Abend natürlich? Laufen!
Muss man sich das denn wirklich antun, fragen die besorgten Schwiegereltern. Meine Frau hat es schon lange aufgegeben. Hilft nichts mehr, bei dem Verrückten. Der macht's ja trotzdem.
Also wieder los und nach verlassen des Ortes Oberteil aus und den Wind die Schweißperlen trocknen lassen.
Darf man das eigentlich auch bei Wettkämpfen? Wie sind da die Meinungen? Oder hat da einer eine Vorgabe gefunden?
Einzig ist in den Anmeldungen zu lesen, dass die Startnummer auf der Brust befestigt sein muss. Wird aber auch nicht mehr zu 100% beachtet und immer öfter sieht man die Startnummernbänder. Auf der Brust mit freiem Oberkörper und Sicherheitsnadel stelle ich mir aber auch irgendwie grausam vor und denke nicht weiter darüber nach
Ihr wisst: Klicken!
Irgendwie stand da was von Fahrtspiel mit 3 verschiedenen Tempi im Plan. Ich ließ einfach "schnell" weg und lief nur so
Was ist das schön im Wald!
Freitag stieg die Gluthitze so ins unerträgliche, dass die ganze Familie ins Haus flüchtete und alle Vorhaben, sich mal in der Gegend umzusehen, aufgab
Einzig der Verrückte musste raus aufs Rennrad.
Ja, irgendwann ist der Sommer vorbei und es macht sich ja leider auch schon bemerkbar, dass die Tage kürzer werden: Sonnenuntergang 20:15 Uhr. Das heißt langsam mal an Beleuchtung denken
Kuschelige 36°C halten den Gnü aber nicht ab und ich fuhr gemütlich über Zennern, Großenenglis an der Schwalm entlang das Urff-Tal aufwärts und war nach knappen 70 km und 2:30 h wieder am heimischen Herd.
Wer mag darf aufs Bild klicken.
Sonnabend Abreisetag und nach einem letzten gemeinsamen Frühstück in unserer kleinen Wohlfühloase machten sich die Schwiegies wieder auf den Heimweg.
Wir wuselten ein bisschen zu Hause rum, ohne das echte Euphorie aufkam, was bei dem Wetter aber auch kein Wunder ist.
Auch der letzte Lauf vorm Burgwald-Ultra konnte nicht als "Juhu, ich freu mich drauf" bezeichnet werden, eher als dahinschleppen
Wer mag ...
Auf jeden Fall mal einen neuen Weg gefunden und die Pfote von ner Wildsau. Wo auch immer der Rest verblieben sein mag
Sonntag dann endlich mal wieder Wettkampftag
5:00 Uhr: klingeling
6:00 Uhr: brumm brumm
7:00 Uhr: Landung in Rauschenberg
Wer fährt vor mir auf die Zielgerade? +Jens Nähler
So sollte das auch an dem Tag enden
Lange haben wir uns nicht gesehen. Zum letzen Mal beim Twistesee-Marathon im letzten Jahr und doch sind wir hin und wieder in Kontakt über die sozialen Netzwerke.
Es gibt natürlich immer was zu quasseln, schließlich soll das sein Ultra-Debüt werden in der Vorbereitung auf seinen 100km-Taubertal-Ultra.
Mit dem Papa an der Seite hat er schließlich auch ne spitzen Support-Crew und es kann ja fast nichts mehr schief gehen.
Bei so einer kleinen süßen Veranstaltung sind zum einen bekannte Gesichter aus der Gegend und zum anderen schon fast Legenden zu treffen. Joe Kelbel hat am Vortag aus seinem Buch "100 km für ein Bier" vorgelesen und kam kurz vor Start gut gelaunt daher geschlendert. In der Vergangenheit hatte ich ja bereits schon 2 x das Vergnügen. Beim 6h-Lauf in Rotenburg a. d. Fulda und beim Bilstein-Ultra.
Pünktlich 8:00 Uhr erfolgte der mehr als unspektakuläre Startschuss durch die Organisatoren und 49 Ultras setzten sich in Bewegung.
Einen umfassenden Bericht findet ihr in der Runners World
Jens und ich wollten es gemütlich angehen lassen und nach anfänglichen Pace-Zielen von 5:00 reduzierte ich meines bereits am Mittwoch auf 5:10 und am Sonnabend auf 5:20 bis durchkommen
Ultra ist hart und Hitze macht es nicht einfacher. Ich habe das bereits 2 x an der Müritz erleben dürfen und als bisheriges negativ Highlight sei noch mal an den Nasenbluten-Lauf im Sauerland erinnert.
Wie üblich setzten sich welche ab und erfahrungsgemäß sieht man sie wieder. So auch hier. Konnte einer der beiden vorausgeeilten das Tempo bei der Hitze nicht halten und ich hatte ihn bei ca. Mitte der Strecke wieder.
Jens und ich blieben unseren Vorgaben vorerst treu und liefen "gemütlich" mit 4:50/km hinauf zum Schlossberg. Also er. Ich nahm wenig später einen Gang raus und ging den Anstieg. Schließlich waren noch 53 km und mir war die Strecke völlig unbekannt.
Nach knapp 50 Minuten hatten wir Rauschenberg wieder erreicht und gingen nun auf die Marathonstrecke.
Waren die ersten 10 km so richtig nach meinem Läufergeschmäckle mit schmalen Pfaden und über Stock und Stein, kamen ab jetzt gut laufbare Wirtschaftswege und Waldautobahnen
In Summe kann ich sagen ist das ein sehr feiner Lauf. Sehr gut organisiert und ausgeschildert. Für kurze Irritation sorgte ein fehlender Hinweis für die Ultras am Märchenspielplatz, was aber sicher in den kommenden Veranstaltungen abgestellt sein wird.
Ganz großes Lob an die VP mit den Wassertonnen. Bei dem Wetter eine super Sache. Die Getränke waren auch gut. Wasser, Tee, Iso und gegen Ende Cola. Bananen und Salzbrezeln waren auch ausreichend. Nur für die Ultras dürfte noch etwas mehr angeboten werden. Das ist leider zu wenig. Aller 5 km einen VP finde ich absolut Spitze und heißt schließlich viel Aufwand.
Ab km 35 wurde es dann allerdings kaum noch erträglich. Die Sonne brannte auf den Planeten, dass selbst kein Vogel mehr im Wald zu hören war. Schweiß, der aus einer noch verdunstungsfähigen Pore treten konnte, wurde sogleich verdampft und wie ich an einem VP erfahren musste, wurden bereits einige Läufer medizinisch versorgt und zum Schwimmbad gefahren
Bei km45 saß Peter L. auf der Bank und baute unter sich gerade ein Freibad auf, so tropfte er. Oh man. Ich wünschte ihm noch alles Gute und kämpfte mich weiter. Schließlich konnte ich Frank noch einholen, sagte Peter mir. Das war aber nur kurzer Anreiz.
Bergab konnte ich es noch mal laufen lassen und konnte 3 oder 4 Marathonis einsammeln. Am vorletzten VP in Wohra hatte ich Frank dann auch ein, kurzer Handshake und weiter.
Noch 5-6 km. Sie waren so schwer.
Unbeschatteter Radweg nach Rauschenberg. Quälende Hitze. In der Zeitung stand was von 40°C. Ich glaube das waren 140 ...
2,5 km vorm Ziel noch eine letzte Wasserstelle. Herzlichen Dank.
Ich schöpfte mit beiden Händen das Wasser über den Kopf. Es lief den Rücken runter, durch die Unterbux in die Schuhe. Egal. Die Füße standen auch ohne Flussdurchquerung seit km 20 im Wasser ...
Letzten Reserven motiviert. An all die gedacht, die die Unterstützung an der Strecke brauchen. Keine Menschenseele. Das ist Motivations- und Mentaltraining vom Feinsten.
Durchhalten.
Nicht ins Gehen verfallen!
Nicht geschafft.
Kleinste Anstiege nicht mehr laufbar.
Am Ende.
Hitze.
Kein Applaus.
Keine Musik.
Kein Empfangskomitee
Zielbogen!!!
Es dreht sich jemand ganz erstaunt um. Fast erschrocken. Greift in die Kiste mit den Medaillen. Hängt sie mir um und fertig ...
Mit 4:47 h und einer Durchschnittspace von 5:31/km lag ich zwar hinter meinem Ziel aber weit weg von nur Durchkommen. Wer mag, darf sich alles bei Klick und so ...
Die Finisher sprechen für sich:
49 gestartet
25 gelandet
Jens im Ziel gesucht. Mich trifft der Schlag. Platz 1. Unglaubliche Zeit mit 4:30:16 h
Oh ha. Den Namen sollten wir uns merken
An den Versorgungsstand geschleppt und mit +Jana Melath gequasselt, Melone in mich hineingestopft. Mehr ging auch nicht runter.
Irgendwann rennen wir noch mal zusammen: durch den Kellerwald :-)))
Duschen und Jens suchen. Foto mit dem Sieger muss sein.
Mit ihm und seinem Papa noch 2 Bier verdunstet und dann ab nach Hause.
Alles in Allem bin ich sehr zufrieden.
Mit dem Lauf, dem Ergebnis und mit der Vorbereitung auf mein nächstes Event am Main.
Ich denke, wenn es nicht so heiß wird beim MainTalUltra, ist das alles ganz gut machbar.
Eine Überraschung gab es am Abend auch noch, als Frank an der Haustür stand und mir die Geschenke der Siegerehrung überbrachte.
Das konnte man ja nun nicht ahnen ...
Ganz lieben Dank an die Crew des Burgwald-Marathon für diese Überraschung und dieses ganz toll organisierte Event. Vielleicht 2017 wieder?
In Summe ist die 4. Woche der Vorbereitung wie folgt zu Buche geschlagen:
106 km gelaufen
117 km gekurbelt
Und wieder die Bestätigung bekommen:
Wer sich bewegt, bewegt was!
Ihr auch?
Wer kann es ebenfalls bestätigen?
Ich danke euch wie immer ganz herzlich fürs Lesen meines Blog, das ihr mir folgt, wünsche euch alles Glück dieser Erde und verbleibe
mit sportlichen Grüßen
Euer Gnü aus Zü