Albert Schweizer
Das kann ich bestätigen.
Oder dieses:
Ich kann es bestätigen. Definitiv.
Letzteres Zitat ist von einem Kalenderblatt welchen ich von meinem lieben Freund +Michael Kloß geschenkt bekam und ersteres kennt glaube ich jeder.
Und ich kann es bestätigen.
Mein letztes Glücksgefühl hatte ich ganz sicherlich beim Zieleinlauf in Bödefeld.
Der 2. Platz und auch so ganz ohne Blessuren die 111 km zu laufen hatte ich nicht erwartet. Um so mehr freute ich mich darüber und musste mich wirklich zwingen, nicht zu laufen. Zu pausieren.
Denn das hatte ich mir ganz fest vorgenommen. Den 1. Start bei meinem 1. Radrennen in Berlin nun ganz fest in den Fokus zu rücken und mich zielsicher darauf vorzubereiten.
Vorbereiten?!
Das war schon die erste Hürde. Denn da fehlte sämtliche Erfahrung und, anders als bei einem Marathon, konnte ich auf keinerlei Hinweise hoffen.
Die Entscheidung, dieses Rennen in Berlin zu fahren, kam sehr spontan und die Zustimmung, mich in der Gruppe mit 35 km/h einzutragen, bereute ich fast.
Der Tag des Starts kam immer näher und ich war sehr verunsichert, ob das, was ich trainingstechnisch tat, zielführend sei.
Wir hatten, wie bereits für Potsdam ein E-Bike für die Liebste gemietet und wollten und mussten natürlich das Wetter nutzen und radelten zur Sperrmauer an den Edersee, genossen das Wetter und ein leckeres Eis.
Wir trafen Iris . Mit Jürgen und Anja mit Frank waren auch dabei. Sie drückte mich ganz herzlich zum Erfolg des Vortages. Das war sehr lieb und tat gut, Anerkennung zu erfahren, ohne auf die Gefahren hingewiesen zu werden.
Glück ...
Den Montag nach Bödefeld schaffte ich doch tatsächlich noch den Popo still zu halten, doch bereits am Dienstag kam wieder Unruhe auf und ich wollte doch auch mal mit dem Rad auf Arbeit fahren ...
Allerdings fiel mir unterwegs ein, dass ich ja ein Home Office habe. So wurde es also wieder eine Runde und pünktlich 8:00 Uhr saß ich am Schreibtisch und plante den Rest der Woche.
In Summe hatte ich in der KW22 und 23 folgendes Ergebnis auf dem Rad:
Für die Bödefeld-Woche kamen immerhin 202 km auf dem Rennrad und 148 Lauf-km. Nicht schlecht.
In der KW23 winkte wieder das Glück ...
1. in Form einer Rad-Tour und 2. in einem Besuch bei meinem ältesten Blog-Leser.
Dieser war doch nicht so erfreulich, wie erwartet, denn meine Tante lag im Krankenhaus.
69 gemeinsame Jahre, 65 verheiratete Jahre. Mit guten und schlechten Tagen, mit Glück und Bangen. Ich kann mir vorstellen, wie es sein muss darauf zurück zu blicken.
Als ehemalige Hessin war für Eka und den Wahlhessen Edgar der Edersee in den Jahren nach dem Krieg das erste und oft einzig erreichbare Urlaubsziel und so ist Edgar immer sehr auf Berichte von meinen Touren zum und um den Edersee erpicht. Gern berichte ich und gern lausche ich, wenn er erzählt, wie beide nach dem Krieg, nachdem er das zerstörte Dresden verlassen hatte, von Bad Hersfeld aus über den Eisenberg mit den Tourenrädern und Anhängerchen zum Edersee fuhren. 9-10 h für die knapp 80 km mit Zelt und den Dingen, die man für einen Campingurlaub damals so brauchte. Keinen Kühlschrank, kein Ladekabel, keinen Schnick, keinen Schnack. Zelt, Schlafsack und die Liebe des Lebens.
Glück ...
Der 2. Glücksmoment der Woche wartete am Donnerstag auf mich. Jens wollte dringend mal eine Runde gemeinsam drehen. Doch da er eher mit dem MTB unterwegs ist musste ich meines erste einmal Startklar machen und sah mich auch nicht wirklich Jens gewachsen.
Mit mulmigem Gefühl verabredeten wir uns aber doch und nachdem die Termine abgearbeitet waren trafen wir uns bei ihm zu Hause und nach kurzen Plausch waren wir im bergischen Land unterwegs.
Ein Traum. Endlich einmal das Vertriebsgebiet mit einem Sattel unter dem Hintern zu durchfahren und nicht im Space Shuttle sitzen zu müssen.
Jens hatte eine tolle Tour erarbeitet:
über den höchsten Punkt im bergischen Land, hinter Tillkhausen, auf 505 Meter ü NN, hatten wir einen traumhaften Blick bis ins Siebengebirge.
im bergischen Land |
Vorbei an Wiesen, Weiden und Straßensperren ...
Durch Tunnel ...
Noch mehr Ausblick am Flugplatz Derschlag ...
An Staumauern ...
Aggertalsperre |
wo bleibt er denn? :-) |
Alle Daten zur Tour findet ihr wie immer beim Klick aufs Bild.
Wir ließen den Tag auf der Terrasse bei Pizza mit seiner Familie ausklingen, nicht ohne uns auf eine Revanche im nordhessischen Bergland zu verabreden.
Die Tour steht und ich freue mich drauf.
Glück ...
Dieses verließ mich dann gewaltig, als am 10.06. der 6. Lauf im Nordhessencup anstand.
Bei km 1 war die Luft raus. Ich blieb stehen, musste bis km 2 gehen. Auch hier scheiterte der Versuch eines Neustarts des Systems und bei km 3 war ich fast daran abzubrechen und die Serie Serie sein zu lassen.
Doch auch hier hatte ich Glück.
Glück, das mich vorbeilaufende "Konkurrenten" aufmunterten, aufbauten, antrieben, nachfragten. Ich konnte tatsächlich das System neu starten und das Feld von hinten aufrollen. Wenn es auch nicht mehr zu einer sonst üblichen vorderen Platzierung reichte, so konnte ich doch wenigstens ins Ziel laufen.
Das Ergebnis darf hier besichtigt werden.
Glück ...
Auch nach der Erfahrung hatte ich Glück. Glück bei Strava viele Freunde zu haben, die mit Tipps und Ratschlägen zur Seite stehen.
Auch wenn ich mich nicht strikt daran gehalten habe, taten die kurzen und regenerativen Touren gut und ich bin wieder auf der Höhe.
Glück ...
War es in der letzten Woche vor dem großen Ereignis eine Dienstreise zu haben und ein großes Auto :-)
Der Gnü musste nach Amberg und dieses Mal war nicht die Lauftasche im Space Shuttle, sondern das Rennrad :-)
Nach dem Meeting und vor dem Abendessen mit Kunden nutze ich mein enges Zeitfenster und machte mich auf die ausgearbeitete Route durch die Oberpfalz. Da es pünktlich zum eigentlichen Start wie aus Eimern anfangen musste zu regnen, verschob ich die Startzeit und verkürzte die Tour.
Schön war sie trotzdem und ich hatte das Glück, das die Sonne vom weiß blauen bayrischen Himmel schien ;-)
In Richtung Schmidmühlen wurde der Verkehr ruhiger und als ich ins Lauterrachtal einbog, war ich Mutterseelen allein.
oberhalb Schmidmühlen |
in Richtung Winbuch und in den Naturpark Hirschwald |
Trotz einiger Verfahrer erreichte ich glücklich und zufrieden das Hotel und auf die Minute stand ich geschniegelt und gebügelt bei meiner Kundschaft :-)
Glück ...
Dann war es soweit. Das große Wochenende und mein erstes Radrennen standen bevor.
Mit meinem Kollegen Ralf gingen die Wettermeldungen hin und her und für Sonntag sollte es in der Tat sonnig und trocken bleiben.
Der Sonnabend standen unter dem Stern des entspannens und packen, denn im Anschluss an unsere Berlin-Tour folgte die Anreise zur Tagung in Amberg und am Mittwoch die weiterfahrt nach München zur Messe. Ja. Ich laufe nicht nur viel, oder fahre viel Rad. Nein, ich kann auch viel Autofahren :-(
PetersPastaParty hat ja fast Tradition, doch diese hatte ein außergewöhnliches Highlight zu bieten:
Hihi. Die hatte ich mir aufgehoben. Von meinen Kindern zum Geburtstag geschenkt, war heute der richtige Zeitpunkt gekommen :-)
Aber ...
Ich glaube ich war so aufgeregt, dass mir aus dem Grund die Pasta nicht schmeckte und ich mich beizeiten ins Bett verkrümelte.
Der Magen rumorte und ich konnte nicht wirklich gut schlafen. Kennt man ja ...
3:00 Uhr klingelte der Wecker.
Raus aus den Federn und rein in die Klamotten und pünktlich 4:00 Uhr startete der Gnü sein Abenteuer Velothon Berlin.
Ohne Stau und pünktlich am verabredeten Ziel gelandet dauerte es nicht lang und Ralf fuhr vor.
Er half mir gut die Nervosität zu vertreiben und nachdem wir das letzte Mal ins Brötchen bissen und die Autos verschlossen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Start, wo die anderen 12.000 Starter warteten :-)
Mein Gott. 12.000! Was eine Menge. Vermeide ich doch beim Laufen diese Events, so hat das beim Radeln eine ganz andere Qualität.
Räder zwischen wenigen Euros bis hin zu Maschinen jenseits der 5.000er-Liga.
Oh ha. Und ich mittendrin :-(
500 Meter bis zur Siegessäule ... |
letztes Selfie ... |
Dann endlich ...
Der Startschuss fiel und gemeinsam rollten wir über die Startlinie, aufmerksam und vorsichtig. Denn nicht alle schienen die notwendige Routine für solch ein Event zu haben.
Eine letzte Abstimmung zwischen Ralf und mir und die Einigkeit, dass jeder "sein" Renn fahren werde. Wir sehen uns im Ziel .-)
Wir fuhren die ersten 25 km zusammen und hatten uns immer mal wieder in Blickkontakt und ich genoss das Dahinfliegen in der Menge. Über die Havelchaussee und durch die Alleen.
Allerdings konnte man hier bereits erkennen, wer aus dem Flachland kommt. Einigen waren die "Berge" hier bereits zu steil und sie konnten das Tempo nicht halten. Schließlich schossen wir mit teilweise deutlich über 45 km/h dahin :-)
Das hat gefetzt :-)
Leider war es auf Grund der Geschwindigkeit weniger ratsam Fotos zu machen. So musste ich warten und auf eine passende Gelegenheit warten. Denn ganz ohne ...
über Brandenburgs Alleen |
im Pelothon |
übers Rollfeld Berlin Tegel |
vorbei an der east side gallery |
mit dem Hamburger auf den letzten Kilometern ins Ziel |
Dahin zu schießen. Über abgesperrte Straßen. Über die Alleen, das alte Rollfeld in Tegel und das geilste, über die gesperrte Stadtautobahn.
Auch wenn es hier besonders gefährlich war und wir einige Stürze erleben und umfahren mussten, ein Erlebnis sonders gleichen.
Dann jagst du wieder nach Berlin rein. Innenstadt, Großstadt, mit all den Gerüchen, die man so gar nicht vermisst: Dönerbuden, Zigarettenqualm, Abgas und und und
Die letzen km kommen. Die Oberschenkel fangen an zu brennen, wieder ein Anstieg über die Spree, wieder aus dem Sattel. Die nächste Kurve: abbremsen, anvisieren, Blick links, rechts, nach hinten.
Was treibt der Nebenmann, Vordermann. Was macht der?
Fährt weit links raus, um dann spitz zur Mitte zurück zurück zukehren. Was ne Fahrweise. Mir wird Angst :-)
Geschafft. Aus der Kurve raus. Der Hamburger, der mir vor die Linse gefahren ist an der east side gallery bleibt dran. Gemeinsam schießen wir Richtung Siegessäule. Noch 5 km. Kurzes Gespräch, kurze Witze, Lachen. Gesucht, gefunden ...
Linkskurve, Kreisverkehr, Siegessäule, Rechtskurve, Zielgerade.
Wir geben alles. Das Tempo geht noch mal hoch auf 40-45 km/h. Genau wir der Puls. Der ist inzwischen bei 175 bpm und ich habe Angst, dass das Herz hier aussteigen will :-)
Bleib. Gleich sind wir im Ziel.
Letzter Antritt. Der Hamburger will mir den Vortritt lassen. Nichts da! Wir rollen gemeinsam ins Ziel. Durch den Torbogen. Setzen uns Aufrecht. Hand in Hand, die Arme in der Luft.
Super Glücklich. Zufrieden, Gesund, geschafft. 39 km/h im Schnitt.
Alle Befürchtungen umsonst.
Neues Hobby ...
Ausrollen. Von hinten wieder auf die Zielgeraden. Medaille um den Hals, Ralf gefunden, abgeklatscht. Glücklich, zufrieden, gesund.
Weizen geschnappt, geschwatzt, runterkommen, Endorphine verdauen. Glück ...
Bei Klick aufs Bild kommt ihr zur Urkunde und alles zum Velothon Berlin 2016 findet ihr hier.
Ralf und ich rollten zurück zu unseren Autos, denn der Weg zum Sales Meeting stand uns noch bevor.
Und 4 Stunden später standen die beiden Raser im feinen Zwirn beim Sektempfang :-)
So schnell geht das bei uns :-))))
Sehr schnell, wenn es sein muss. Zwischen unserem Telefonat und der Anmeldung lagen nur 5 Stunden. Zwischen unserem Zieleinlauf und dem Sekt auch :-)
Was kommt als nächstes?
Nüchtern betrachtet ist so ein Radrennen sicherlich eine feine Sache. Wenn man Tage später die "Verlustmeldungen" liest, denkt man anders.
Es ist gefährlich, es ist schnell, es ist teuer ...
80 Euro empfinde ich als viel Geld. Sicher ist die Orga für solch ein Event sehr aufwendig. Doch rechnet man das auf 12.000 Starter hoch ...
Und wenn bei einem Sturz das Rad hinüber ist, oder noch schlimmer ...
Leider ist es schlecht kalkulierbar, wer vor oder neben dir fährt. Ist er/sie fit? In der Lage richtig zu reagieren? Geübt im Pelothon zu fahren? Geübt im vorausschauenden Fahren? Kennt man die Handzeichen? So viel Risiko!
Aus der Sichtweise bleibe ich doch lieber Läufer. Wobei ...
Am 18.09. kann man die Runde der Tour de France 2917 in Düsseldorf abfahren :-)))
Aber nein, da laufe ich meinen letzten langen Lauf vorm MainTalUltra :-))))
Also heißt es ab sofort wieder: Wer sich bewegt, bewegt was!
Bewegend war der Weg zum Velothon Berlin allemal.
Ich hoffe euch hat es gefallen. Hoffe sehr, das ihr wiederkommt. Wünsche euch ganz viel Glück, bei allem was ihr tut.
Bleibt vor allem Gesund und mir gewogen
Mit sportlichen Grüßen
Euer Gnü aus Zü