Sonntag, 12. Juli 2015

am Ende einer Reise ...

heißt es zurück blicken und Fazit ziehen.

Die eine Reise endete mit dem Motto: "Abi gestern, Captain Morgen!"


aus Kindern werden Leute :-)
Die andere mit dem 10. Marathon in Duisburg.



Erstere Reise war die "Schulreise" unserer Tochter, die nun eine neue Reise antritt und letztere war meine 1.-Halbjahr-Lauf-Reise 2015.

Die erste dauerte 12 Jahre, meine 5.

Habe ich Laufen immer gehasst und beim Schulsport eher mäßige Leistungen abgeliefert, war meine wahre Leidenschaft mein Rennrad.
Von der Oma bekam ich meine 1. Rennmaschine aus dem Westen. Was geiles Rad. Firma "Mars". Mit kleinen Optimierungen wurde es perfektioniert: Schutzbleche ab, Gepäckträger ab und so wurde es einer echten Rennmaschine immer ähnlicher.
Irgendwann wurde es abgebeizt und umlackiert, bis es irgendwann durch ein Neues ersetzt wurde. Ein gemuffter Stahlrahmen "Made in GDR" den ich mit Hilfe eines Freundes zu einem echten Renner umbaute: Ausfallenden gekürzt und geschmiedete aus dem Westen eingelötet, Schaltsockel angelötet und das ganze mit einer SHIMANO 105 von der Oma komplettiert. Was ein Renner! Und das Beste: geklebte Schlauchreifen! Wer das noch kennt, weiß wie groß die Angst auf jeder Tour vor einem Platten war ;-)

So zog ich bis 2005 meine Runden. Nur irgendwann verlor ich die Lust auf das "Eisenschwein". Die Kollegen kamen mit immer leichteren Rädern und ich schleppte mich, mehr Recht als schlecht, die nordhessischen Berge rauf. Dann stellte ich den Renner in die Ecke, vernachlässigte den Sport vollends und konzentrierte mich auf den Job und das Rauchen.

Bis 2010. Dann machte es Klick. Die letzte Kippe war verglimmt und der Gnü aus Zü krempelte im Dezember sein Leben um und begab sich auf eine neue Reise; eine Laufreise.


1. Halbmarathon in Kassel 2011
Das Fazit bisher zu dieser Reise: jeder Schritt und jeder km waren es Wert. Tat es auch manchmal weh. Wurde auch oft geflucht, hinterfragt: warum, wieso, weshalb, so bin ich heute doch sehr froh diese Reise angetreten zu haben.


Die Halbjahres-Reise 2015 sollte mit dem gemeinsamen Lauf durch Duisburg mit Jürgen beendet werden. 

vorm Start und guter Dinge
Schnell kamen noch Michael und Martin aus der Com dazu und so  verging die Vorbereitung mit dem täglichen Lesen von Jürgens bewegtem Blog und gegenseitiger Beobachtung.

angekommen :-)
Über den Marathon hat Jürgen ausreichend in seinem Blog sehr bewegt berichtet. Ich will es nicht weiter kommentieren und mich nur noch mal von ganzem Herzen für deine gelungene Überraschung bedanken :-)

Die Reise sollte dann gebührend mit dem Jahres-Urlaub in Teneriffa ausklingen und nach einem vollgestopftem 1. HJ war Ruhe angesagt. 
In Summe:
1740 km abgelaufen
2200 km abgkurbelt

Wettkämpfe
Ultra-Läufe:
Marburg mit  4:14:50 h über 50 km 
Rotenburg über 6 h mit 66,783 km
Bilstein 57 km in 5:19:43 h

Marathon-Veranstaltungen
Kassel in 3:22:36 h finished
Duisburg mit Jahrbestzeit 3:19:47 h knapp am anvisierte Ziel 3:15 vorbei
Volksläufe in Warburg, Heckershausen, Melsungen, Hofgeismar und Breuna runden das ganze ab und ich erhoffe immer noch in die TopTen der Nordhessencup-Serie 2015 über die Langdistanz zu kommen.

Unsere Reise nach Teneriffa:
ein Kompromiss aus Sonnenbaden und Aktivurlaub. 
Die Reise direkt im Anschluss an einen Marathon war eine Fehlentscheidung, denn der angeschlagene Körper schien sein Immunsystem auf Standby geschaltet zu haben und als ich den Bus am Hotel verließ, hatte ich den Salat: eine dicke fette Erkältung über die gesamten 10 Urlaubstage :-(

Ein Buch dabei und der dicken Nase geschuldet, blieben die Laufklamotten da, wo sie waren; im Koffer (naj, eigentlich war ja auch Regeneration angesagt). Dafür begab ich mich mit Cheryl Strayed auf eine ander Reise: "Der große Trip".
Am Ende der Reise flossen bei ihr die Tränen und so viele Erlebnisse und Erfahrungen kann ich nachvollziehen, kommen sie mir so bekannt vor, aus den Läufen, mit den Emotionen am Ziel zu sein, es geschafft zu haben.

Auch wir nutzen den Aufenthalt auf Teneriffa, um uns zu bewegen und die Insel nicht nur aus Hotelsicht (gut, diese Urlauber gab es auch) kennen zu lernen.
So stand gleich in der 1. Woche eine geführte Wanderung durch die Masca-Schlucht an, welche zwar nicht alles abverlangte, so doch volle Aufmerksamkeit forderte. 4 Stunden abwärts von 650 üNN auf 0 ist über verschieden großes Geröll und Untergrund doch etwas schwer und nach 2 Stunden ließ die Konzentration deutlich nach.


traumhafte Landschaft

traumhafter Abstieg
Mein Favorit und unbedingtes Ziel für Teneriffa war die Bezwingung Spaniens höchsten Berges. Wobei von bezwingen sicher nicht unbedingt die Rede sein kann, ist es doch ein europäische Urlaubsgebiet und entsprechend ausgebaut.
Aber der Wunsch formulierte sich leichter, als die Umsetzung. Meine liebe Frau hatte mich allein auf die Tour geschickt, da sie für 2 aufeinander folgende Touren nicht  ausreichend trainiert sei und gern stellte ich mich der Herausforderung in einer 6-Stündigen geführten Wanderung auf immerhin 3718 m üNN den El Teide zu besteigen.


Frühstück auf 1400 m üNN in Vilaflor
Aber 1. und 2. 
verschlief ich und machte mich ohne Frühstück auf den Weg, mit entsprechendem schlechten Gefühl für so ein Unterfangen
wurde die Straße wegen Waldbrandes gesperrt
fuhr die Seilbahn nicht wegen Sturm 
Also Mist auf der ganzen Linie. Nach 4 Stunden traf ich also sehr enttäuscht und entsprechend gefrustet wieder bei meiner Liebsten ein, die nun meine schlechte Laune wegen der Schniefnase und der ausgefallenen Tour ertragen durfte.

Den Freitag nutzen wir also als Strandtag, denn auch dei Wünsch der lieben Frau sind zu erfüllen :-)
the Blackföös :-)
Sonnabend folge "Romantische Bootsfahrt" mit 50 anderen Romantikern zu den Delphinen aufs Meer. Mit Aldi-Paella und Rotwein aus dem Plastik-Kanister voll im Kostenlimit für 38,-€/Person :-(

Wenigstens auf dem Meer war es sehr schön und Delphine haben wir immerhin gesehen :-)


los Gigantes

Mahlzeit

und ein bisschen Romantik gab es ja doch :-)
Der Gnü hat aber bei alle dem den El Teide nicht vergessen. Wie konnte ich auch? Sahen wir ihn doch des öfteren.
Und so hatte ich mich still und heimlich am Sonnabend im Touristen-Info-Point am Strand nach Bus und Chance erkundigt, um meinem Ziel Teide näher zu kommen.
In der Tat fuhr täglich der Bus in der Frühe einmal hin zum Nationalpark El Teide und am Nachmittag wieder zurück nach Los Cristianos.
So saßen wir also am Sonntag im Bus zum El Teide :-)


auf dem Weg :-)

in den Nationalpark hinein

El Teide in Sicht

noch trennen uns ca 1300 Höhenmeter
Der Plan des Herrn Gnü:
mit dem Bus zur Seilbahnstation, mit der Seilbahn hoch und soweit es geht bis zum Gipfel und den Rückweg zu Fuß :-)
Dazu hatte ich einen passende Strecke sicherheitshalber auf das Handy geladen, konnte aber die Bedenken meiner Frau nicht beseitigen.
Und trotzdem. Ziel ist Ziel und hier sind wir nun mal. Also Hü.

11:50 standen wir nun nur von 200 Höhenmeter und einer Genehmigung zur Gipfelbestiegung getrennt am Fuße des Kraters.

fast oben
 8°C und gefühlte 4° ließen uns nicht lange verweilen und auch der Bus würde nicht auf uns warten. Also los.
ich will nicht ;-)
Der Weg gestaltete sich auf Grund des Untergrundes doch als sehr anspruchsvoll.
Dafür wurden wir in den kurzen Pausen mit phantastischen Ausblicke auf eine unglaubliche Landschaft belohnt. Schließlich wurden hier solche Meisterwerke wie "Planet der Affen" und "Star Wars" gedreht.
über Stock und Stein


Kaum waren wir im Windschatten des Berges, wurden die Jacken wieder gegen das T-Shirt getauscht und es folgte ein schier nicht enden wollender Abstieg von 1200 neg. Höhenmetern.

über den Wolken


irgendwann kam auch wieder Bewuchs, wenn auch sehr spärlich


Aus der Ferne konnte man sehr gut die erkaltete Lava des letzten Ausbruchs erkennen.


Hin und wieder kamen uns ein paar Trail-runner entgegen und ihr könnt euch sicher vorstellen, was ich am liebsten getan hätte ...


Eindrucksvoll die Größe des umher geflogenen Gesteins :-))

auf der Straße angekommen
Natürlich haben wir es geschafft, wenn auch sehr knapp. Kaum waren wir an der Seilbahnstation angekommen, kam auch schon der Bus und kaum saßen wir, war meine liebste in süßen Träumen verschwunden :-))


Der Blick zurück auf El Teide und der Herr Gnü war glücklich. Hatte ich es also doch geschafft und hatte das Ziel erreicht.

schon wieder 4 Wochen her ;-(
Der folgende Tag galt der Regeneration, schließlich hatte meine Frau Muskeln entdeckt, die sie noch gar nicht kannte ;-)))

Wir genossen die Tage am Atlantik und die dunklen Wolken der vergangenen Tage machten der Sonne platz.


Wir unternahmen noch eine Sight seeing Tour nach Santa Cruze mit dem Bus, denn entgegen aller Ratschläge habe ich kein Auto gemietet. Wer im Jahr 75.000 km dienstlich fährt, will im Urlaub chauffiert werden :-)
Und außerdem ist die Fahrt mit dem Bus eine super Gelegenheit sich auf die Landschaft zu konzentrieren.

Santa Cruze ist eine der ältesten Städte Teneriffas und kann mit wundervollen Plazas punkten. An jeder Ecke scheint es Kaffees zu geben die zum Verweilen einladen. Aber auch Bausünden sind hier zu finden. Und da stelle ich mir die Frage, warum alle Welt auf die Plattenbauten der DDR geschimpft hat. Die kenne ich mittlerweile auch aus Dortmund, Frankfurt, Hamburg und eben Teneriffa :-(

Dafür waren die langen Alleen und Plazas um so schöner.


"Küß mich! Ich bin ein Prinz."

Juhu, hat geklappt ;-))

Hier wohnen wir!




So vergingen die Tage und beide freuten wir uns doch langsam wieder auf zu Hause, denn immer diese Völlerei am Buffet ... Das hält man ja nicht aus. Es sei denn man ist schon übergewichtig. Und davon gab es im Hotel leider mehr als genug :-(((

Irgendwann gehen auch die schönsten Tage des Jahres zu Ende und mein Buch hatte ich eh ausgelesen. Die Laufklamotten blieben bis zum letzten Tag im Koffer und ich glaube, die machten einen sehr beleidigten Eindruck :-)

Wir genossen das letzte Eis (das teuerste meines Lebens!) in der Sonne Spaniens und warteten auf das Einchecken.


Dann hieß es Adios, Amigos und der die Fam Gnü aus Zü verließ die Insel mit einer neuen Idee im Kopf. Schließlich gibt es hier den Teneriffe Blue Trail quer über die Insel inklusive Nationalpark El Teide ...

Erholt und vollgetankt mit neuer Energie heißt es nun wieder Anlauf nehmen für die 2. Jahreshälfte, die natürlich schon geplant ist.
Die Umrundung der Müritz steht an, sowie die Überquerung des Brocken und im November der Twistesee-Marathon, von dem ich schon so viel gehört habe und noch mehr kenne, die aufgegeben haben ...

Somit ist mein kleiner Reise-Rück-Blick abgeschlossen und es geht auf, zu neuen Taten, mit neuen Trainingsplänen.
Ich hoffe euch hat meine Reise gefallen und würde mich sehr freuen, wenn ihr auch in der 2. Hälfte wieder dabei seid, wenn es heißt: Wer sich bewegt, bewegt was!

Ich danke allen, die meinem Blog folgen, für eure vielen lieben netten Kommentaren, allen Freunden für das Daumendrücken in Wettkämpfen und die tröstenden Worte, wenn man mal wieder mit wehwehchen ausgefallen ist (ich gelobe Besserung).

Euch allen wünsch ich eine erholsame Urlaubszeit und verbleibe
mit sportlichen Grüßen
Euer Gnü aus Zü

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