Montag, 9. Dezember 2013

laufend leben ...

ging es mir die ganze Woche durch den Kopf.
Warum? Keine Ahnung.

Als ich vor nun fast 4 Jahren, am 07.03.2010, das Rauchen aufgab, hatte ich auch keine Ahnung, wo das enden wird.


Ich startete im Dezember 2010 mit der Idee im Kopf: nächstes Jahr wirst du 42, lauf doch einfach 42 km! und meldete mich für den Kassel-Marathon an.


Heute weiß ich, dass die von 0auf42-Idee nicht so prall war. Das Sprichwort sagt dazu doch: "Gut Ding will Weile haben!"


Der Erste wurde ein Halber, aber Blut war geleckt und ich laufe immer noch. Und das inzwischen wirklich mit Leib und Seele und viel schlimmer: mit jedem Gedanken bin ich dabei. Ich schwanke zwischen: es ist Hobby und "mach dein Hobby zum Beruf".

Aber ich bin auch Realist. Ich bin zu Alt und habe zu spät die Langstrecke für mich entdeckt, um es zum Unterhaltserwerb zu nutzen. So bleibt nur das was ich inzwischen am Liebsten tu: so oft wie möglich laufen: täglich Laufen; laufend (er)leben!

Die letzte Woche, vor meinem ersten Landschaftsmarathon im Siebengebirge, ist angebrochen und als Überschrift steht Tapering drüber.


Montag:

Fest im Plan: Gymnastik mit Liegestütz, Situps und Kniebeugen.

Dienstag:


flotten Dauerlauf in den Saucony Jazz16 auf dem Plan. Hat auch Sau(cony) viel Spaß gemacht.
1:00 h mit ner Pace von 4:45 min/km hingelegt.



Mittwoch:
Echte Pause, auch keine Gymnastik. Punkt! Keine Zeit :-(

Donnerstag:
War die Gymnastik wieder fällig. Liegestütz, Situps und Kniebeugen.
Es geht aufwärts und ich habe die ersten Level der Situp- und Liegestütz-App beendet. Auf zu neuen Zielen :-)

Freitag:



Kleine Joggingrunde mit ner Zielpace von 6:00 min/km in den Brooks PureGrit. 1:06 h und fast 13 km. War schon wieder zu schnell. Hauptsache am Sonntag klappts. Wobei, da habe ich ja noch gar keinen Plan, was Zeit und Geschwindigkeit angeht.
Et kütt wie et kütt.

Sonnabend:



noch mal ein leines Jogging, um die Muskulatur zu lockern vom Tapering der Woche. Und, um sie zu spannen, kleine Steigerungen eingebaut. 4 x um 4:20 min/km und den Puls hochgejagt. Entspannt im Nieselregen ausgelaufen und daheim noch der Liegestütz-App nachgegeben :-)

Die bessere Hälfte ist zur Weihnachtsfeier mit den Kollegen, Sohnemann mit Freundin beim Weihnachtsshopping und Tochter ist mit Papa allein zu Haus.

So war ich bei meiner kleinen Pasta-Party wenigstens nicht allein.
Vollkornpenne mit Lachs in Sahnesauce. Lecker hat der Papa gekocht :-)

Was noch ansteht ist die Tasche für Sonntag packen.



Klamotten trocknen noch, die Utensilien laut Packliste sind verstaut und 5:00 Uhr geht´s auf die Spur nach Aegidienberg.
220 km heißen fast 2:30 h Autofahrt quer durchs Land nach Marburg, Gießen, auf die B49 an meiner Studienheimat Weilburg vorbei auf die A3 Richtung Königswinter.
Aber was soll´s. Wat mut dat mut.



Sonntag:
Und dann war sie dran. Die berühmte letzte Nacht vor einem Lauf. Und sie war immer, lang und schlaflos. Irgendwann bin ich dann wohl doch nach dem 4 Toilettengang eingeschlafen und um so erschlagener war ich als mich der Wecker sanft hoch riss :-)

4:30 Uhr. Ab ins Bad, Müsli ind en KOpp und 5:05 saß ich im Auto. Aber nicht wirklich Topfit, eher zerknittert, missmütig und schlecht drauf. Und die Fahrt über wurde es nicht besser.
Ziel Adresse Peter-Staffel-Straße, Aegidienberg ins Navi und ab.

Anschrift war aber nicht Startunterlagenausgabe, sondern Start. Also im Regen das Bürgerhaus suchen. Mann, mann, mann. Das kann man ja besser organisieren. Irgendwann hatte ich es dann nach ner Ehrenrunde und bekam sogar den "letzten" Parkplatz. Glück gehabt, das erste Mal an dem Tag, sollte aber auch das letzte Mal gewesen sein :-(

Nach dem Empfang der Startunterlagen gönnte ich mir noch einen Kaffee und ein Käsebrötchen und einen Bummel über die "Marathon-Messe" ein Stand von Brooks und Schwuppdiwupp, war der Peter mal eben wieder 70 Euronen los und hatte ein paar neue Laufschuhe. Wie mache ich das der besseren Hälfte klar? 



Brooks PureCadence 2. Das 3. Paar aus der Pure-Serie ist meins!

Ist mein Weihnachtsgeschenk, Schatz, dann musst du dir nicht deinen süßen Kopf zerbrechen. HiHi. Ob sie das auch so sieht?

Irgendwann folgte das Umziehen und Warmlaufen und ab an den Startpunkt.



Irgendwie wusste ich ja, dass das Siebengebirge ein Gebirge ist, aber was ich am Horizont erblickte, war nichts was mich erheitern konnte:



Da gab es erst mal Berge und Täler und noch mehr Berge und wieder Täler.
Die Angaben der Höhenmeter der Marathon-Strecke schwankten auch zwischen 650 und 970 hm. Und die Aussicht tendierte eher zu letzterem.


Punkt 10:00 Uhr erfolgte der Startschuss und die knapp 409 Teilnehmer setzten sich in Bewegung.

Ziemlich schnell ging es durch den Ortskern wieder vorbei am Bürgerhaus und ich konnte mich gut im Läuferfeld einsortieren. Ich merkte schon, dass das Tempo etwas hoch war, aber noch hatten wir keine 2 km hinter uns und sicher würde es sich auseinander ziehen und langsamer werden.

Bei km 1,5 hatte ich meinen Kollegen, der vor meinem Auto 3 Kippen in 20 min. vernichtete, wieder vor mir und wir kamen ins Gespräch. Er sei Ultraläufer und Marathon laufe er unter 3h. Wat? Irgendwas mache ich ja wohl falsch. Und ich machte einiges falsch.

Ich setzte mich bei km 3 ab und ließ es den ersten Berg abwärts so was von laufen. Ich fühlte mich gut und bin fast geflogen. Aber wie sagt das Sprichwort nach dem hohen Flug ...?

Dann kam der erste Anstieg bei km 4,6 und 230 ünN. Es folgten 170 pos. hm auf 4,5 km. Oben war ich tot.



So tot, dass ich mir die Zeit für einen Klick auf die Kamera gönnte, um die sensationelle Aussicht über das Siebengebirge festzuhalten. Wenn ich gewusst hätte, dass das Tot wirklich tot bedeutet wird, ich hätte ne Fotosession draus gemacht. Denn ...

Es folgten kurze knackige An- und Abstiege, die in Summe in etwa dem entsprachen, was ich zu Hause Trainiert konnte. Man kommt ja zum Glück aus dem nordhessischen Bergland. Aber das überstieg eindeutig mein Leistungsspektrum.

Und dann kam ...
Es kam nichts mehr. Ab km 17 war der Ofen aus. Ich habe das so noch nie erlebt. Es war absolut kein Körnchen mehr da, was ich hätte rauspressen können. Was tun? Aufgeben? Nie und nimmer! Das ist für mich zu keiner Zeit, in keiner Situation meines Lebens eine Option. Das kommt nicht in Frage! Nur auf der Trage des DRK und festgebunden!!! Also weiter!



Das Profil zeigt glaube ich ganz gut, was ich falsch gemacht habe:
Wie ein blutiger Anfänger habe ich auf dem ersten Drittel mein Pulver verschossen. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen. Nach 4 gefinishten Marathons, 4 perfekt absolvierten Halbmarathonläufen und klasse Wertung im Nordhessen-Cup, da stehe ich in meiner AK auf Platz 13 gesamt, habe ich die Anforderungen an einen Landschaftslauf doch einfach falsch eingeschätzt.

Es ist kein 10 km Rennen, was nach 42 min vorbei ist und wenn was weht tut, gehts schon mal eine kurze Zeit gut. Das war absoluter Quatsch mein lieber Freund.

Es folgte ein unglaubliches Kopfkino mit den bittersten Vorwürfen, dem stetigen Versuch neu anzugreifen, aber keine Chance. Die Beine waren leer. Es blieb nur der Kampf nicht den gesamten km von Hinweisschild zu Hinweisschild zu gehen, sondern ab und zu mal ich Trab zu verfallen.
Und es war so deprimierend! Überholt zu werden von so vielen, wo doch sonst ich der Überholer bin. Als dann auch noch mein Raucher an mir vorbei zog, war auch der letzte Funken ausgeblasen.

Ich war froh an jeder Verpflegungsstation gut gelaunte Rheinländer zu treffen, die immer ein nettes Wort, eine Überraschung, in Form von Glühwein, bereithielten und sich alle Mühe gaben uns zu motivieren.

Naja und irgendwann hatte ich die verfluchten 42.195 km im Siebengebirge hinter mir. die letzen 2,5 km konnte ich dann mit Hilfe zweier Holländer etwas abgelenkt in fast locker Laufschritt und meiner Lieblingspace von 5:30 min/km ins Ziel wackeln.

Die gesamte Strecke findet ihr hier.

Was bleibt ist die Erfahrung und eine Medaillie als Beweis, wenigstens angekommen zu sein, gefinisht zu haben.



Und was hier auch gesagt werden muss, ist die Topverpflegung bei dieser Veranstaltung.
Am Ziel gab es Brühe, Apfelsaftschorle, Cola, Wasser, Iso, Laugenbröchen, Trockenobst, Äpfel, Bananen und Nüsse. Das habe ich noch nie erlebt. Das war Spitze!

OK. Was heißt das für mich?
An meinem Motto: laufend leben! werde ich nichts ändern.
Ich hatte auf der gesamten Strecke keine Schmerzen, keine Krämpfe nur Hunger und war einfach leer. Im großen und ganzen bin ich bereit und in der Lage solche Herausforderungen zu bewältigen. Mit Disziplin und Bedacht ist es genau das, was ich in Zukunft laufen will: Landschaft, Trail und Ultra.

Damit bin ich am Ende mit meine Events für 2013 und auf dem Weg zu neuen Zielen in 2014.
Daher hier der Blick auf den Countdown:



Das heißt, nicht nachlassen zu trainieren, denn der Edersee-Lauf ist so lange nicht mehr weg und 60 km mit ca. 1100 hm setzten Fleiß voraus. Und wie sagt man so schön: "Auf die Dauer überholt der Fleißige das Talent"!

So bleibt mit Danke zu sagen, dass du hier warst und ich freue mich, wenn du wieder kommst.

Mit sportlichen Grüßen in die Weiten der Republik und angrenzende EU- und Nicht EU-Staaten.

Euer Gnü aus Zü

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