Sonntag, 8. Oktober 2017

ohne wenn, mit Arber ...




Was bin ich? Denke ich mir oft.
Läufer oder Radler?
Ich denke laufender Radler oder radelnder Läufer 😁

Für Läufer gibt es Veranstaltungen, die "muss" man gemacht haben. Dazu gehören sicherlich der Berlin Marathon, Bosten, mit der längsten Tradition oder New York.
Für Radler gibt es diese "must to do" ebenfalls.
Die Cyclassics Hamburg, der Rhön Radmarathon in Bimbach oder der Arber Radmarathon, den es immerhin seit 1985 gibt.

Wenn man nun so ein Zwitter ist wie ich, der nicht weiß, ob er lieber radelt oder besser läuft, der nutzt einen Mix aus beidem und kann sich darüber freuen, dass so toller Lauf im Bayrischen Wald in die 2. Auflage ging.

Über die Kontakte in FB wurde ich angefixt und meldete mich kurzer Hand für den 2. ArberlandUltraTrail in Bodenmais an.

Allerdings hatte ich nicht auf die Entfernung aus Gnü´s Revier nach Bodenmais geachtet und stellte fest: 500 km anfahrt 😠
Oh no.
Aber wie es der Gnü immer wieder hin bekommt; geht der Weg fast am Ort des Arbeitgebers vorbei und mit ein bisschen Planung konnte ich die Anreise zum Wettkampf mit wichtigen Gesprächen in Amberg verbinden. 😊

Mit Freunden verabredete ich mich natürlich in Bodenmais im Vorfeld und nach der Landung am Übernachtungsplatz mit dem Space Shuttle begab ich mich auf die Suche der Startnummernausgabe.

Hatte ich den Schlafplatz recht clever gewählt und mich in der Nähe der kostenlosen Duschmöglichkeit für nach dem Lauf platziert, hatte ich die Startnummernausgabe nicht wirklich auf dem Schirm.
Im Pfarrhaus. Jo. Sollte eigentlich in der Nähe zur Kirch sein, doch denkst. So groß wird Bodenmais sicher auch nicht sein, dachte ich, nur leider sind in dem Örtchen mehr Touristen zu treffen, wie Einheimische, was die Frage nach dem Weg schwieriger machte 😣

Irgendwann hatte ich doch eine Frau gefunden die mir den Weg weisen konnte und nach dem Empfang der Unterlagen und beim Warten auf Kerstin und Gunnar kam auch schon Ingmar angeradelt 😊

Immer wieder schön, wenn man sich im wahren Leben trifft und nicht nur in der virtuellen Welt.
Ein bisschen geschnattert und kurze Zeit später kamen Sebastian und Claudia.
Wieder ein frohes Hallo und Berichte über zurückliegende Läufe und kommende. Wie immer also 😊

Kerstin und Gunnar trabten an und wir gingen gemeinsam auf die Suche nach Kaffee und Kuchen. Ohne Kuchen geht gar nichts 😂

Wir fanden einen Italiener am Marktplatz und konnten so schon mal den Startpunkt für den kommenden Tag inspizieren.



Zu uns gesellten sich noch Katrin und Frank. Wir kennen uns nun auch schon etwas länger und sahen uns zuletzt am Kyffhäuser.

Mit schnattern um das Lieblingsthema Laufen verflog die Zeit und wir wollten noch zur Pasta-Party ins Pfarrhaus zurück.

Auch hier gab es (fast)kein anderes Thema außer meinem wichtigsten: wo bekomme ich morgen früh Kaffee her?
Kerstin organisierte das perfekt für mich und bald machten wir uns auf in die Heijabettchen, denn die kommenden 60 km hatten es mit 2500 pos Höhenmetern sicherlich in sich.

Kerstin und Gunnar verabschiedeten sich in ihre Pension und ich machte mich auf den Weg ins Schlafquartier Space Shuttle 😉

Durch's Panoramadach konnte ich in meinen Schlafsack gekuschelt (danke Schatz für den tollen Tipp) den sternenklaren Himmel betrachten, welcher besseres Wetter versprach, als tagsüber gemeldet wurde.

Die kalte Nacht auf meiner kuscheligen neuen und schönen warmen Luftmatratze endete 5:30, denn Start war für 8:00 Uhr angesetzt und ich musste noch ein Parkticket ziehen, was leider nicht funktionierte zu der frühen Morgenstunde und ich verschnabbulierte mein Müsli etwas frustriert.

Im Pfarrhaus hatten die lieben fleißigen Helferinnen tatsächlich an mich gedacht und eine Kanne!!! Kaffee mitgebracht. Ganz lieben Dank!



Nach 2 Tassen im Stehbankett und aufwärmen nach dem Ticketdessaster ging es auch schon zum Start.



Natürlich trafen wir uns alle im heller werdenden Startbereich zum Gruppenbild und gegenseitigen Glückwünschen und fast unbemerkt fiel der Startschuss.

Auf Gunnars Rat hin hatte ich die Windjacke im Rucksack verstaut und so zusätzliches Gewicht zur Pflichtausrüstung.
Denn Regenjacke, 1. Hilfe-Päckchen, Mütze und Handschuh, Streckenplan und Notfallnummer waren Vorgabe und wurden Stichprobenartig kontrolliert. Finde ich gut und richtig, denn auch wenn wir nicht im alpinen Gelände laufen werden, kann auch im Mittelgebirge was passieren.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und so hatte ich die Route natürlich auf die Suunto geladen und auch im Handy bei Locus aktiv. Man weiß ja nie 😉 

Nach kurzen bergab durchs Örtchen ging es schon bergauf.
Die ersten 5 km brachten uns von 630 üNN bereits auf 950. Noch "gut" laufbar, was sich nach Studium des Profils ändern wird 😓


Bis zur "Herausforderung ab km 25 und dem Aufstieg zu den beiden Arbers waren die Höhenmeter noch ganz gut laufbar und die Aussicht über den Bayrischen Wald einfach bezaubernd.


Diese Ausblicke erlebt eben nur, wer sich früh auf den Weg macht und keine Scheu vor dem einen oder anderen Aufstieg hat.

Während manche mit Sticks "bewaffnet" die Anstiege eroberten, war ich ohne unterwegs und denke auch, dass sie nicht zwingend erforderlich sind.
Erforderlich ist allerdings bei manchen ein Waffenschein. Denn der Umgang mit Stöcken ist nicht ungefährlich. Für die dahinter laufenden wenigstens. Und so musste ich leider auch meinen Frust gegen den vor mich laufenden los werden. Sorry, aber ich finde es rücksichtslos, wie manche mit den Dingern fuchteln 😕


Nun gut. Der Kollege (nicht der auf dem Bild) fühlte sich genötigt Gas zu geben und so hatte ich wenigstens freie Fahrt.

Die Strecke war wunderschön.
Kräftezehrende Aufstiege wechselten sich mit technisch anspruchsvollen Downhills ab. Selten war ein "einfaches" laufen lassen möglich. Aber es sollte ab dem großen Arber noch besser kommen.


Bei km 22 erreichte ich mein erstes Gipfelkreuz am Sternköckel auf 818 m üNN.

Weiter ging´s und die Trail nahmen kein Ende 😓




Dann kam km 25.
Der Aufstieg zum Gipfel des großen Arber über den kleinen Arber war einfach toll, wenn auch sehr anspruchsvoll.
Ans Laufen war nicht zu denken und wollte ich auch gar nicht.
Die Ersten Läufer des AuerhahnTrail mit "nur" 35 km kamen an uns vorbei geschossen, im wahrsten Sinne des Wortes. Irre, aber sie hatten ja auch erst ein paar km in den Beinen.


Ab und zu wurde man von Wanderern angetrieben und mit honorierendem Applaus belohnt.


An meinem 2. Gipfelkreuz, am kleinen Arber, musste natürlich ein Bild sein. Ich wäre ja nicht ich, wenn ich einfach so ohne Bild durch die Landschaft stürzen würde 😉 


Einem Wanderer das Handy in die Hand gedrückt, mit Bitte um ein Bild und er meinte: das sei erst der kleine Arber. Na. Ob ich den großen A(r)ber schaffe, weiß ich ja nicht und beide mussten wir lachen.


Man muss einfach mal innehalten (dürfen).
Schließlich bin ich nicht so oft hier. Um ehrlich zu sein: zum 1. Mal im Bayrischen Wald und muss sagen: das könnte öfter passieren.

OK. Es nütz ja nichts, denn die Cutoff-Zeit ist auch nicht zu vergessen.
Also weiter.
Die bis zum großen Arber fehlenden 3 Kilometer schaffte ich natürlich auch noch und musste ein bisschen an den Treppenmarathon denken, was an den Holzstufen lag, die uns die letzten Meter zum Gipfel hinaufführten. 

Boa. Was ne Ackerei 😓
Die ungleichmäßigen Stufenhöhen machten es nicht wirklich einfacher und so wich ich manchmal auf die Seiten aus.
Irgendwann war es geschafft und ich hatte den Gipfel erreicht.


Kurzes Feedback an die Lieben daheim, dass alles IO sei und weiter ging´s.


Natürlich nicht ohne Foto 😉

Doch was dann kam, war noch ne Spur härter, als die Downhills beim KeufelsKopfUltra. Und die waren schon krass.
Aber das hier war krasser.
Muss man eigentlich immer neue Superlative einsetzten?
An Laufen war, für mich wenigstens, nicht mehr zu denken. Zu technisch wurde die Strecke und nach fast 40 km kommt auch ein bisschen Müdigkeit in die Beinchen 😟


Kein gleichmäßiger Schritt. Wie die Bergziegen das schafften, die mich überholten, weiß ich nicht.
Nun gut. Viele hatten die Startnummer vom AuerhahnTrail. Aber unfassbar, wie die hier sprangen und hüpften. Respekt 👍

Ich nahm vorsichtig Schritt für Schritt und erreichte nach 41 km den großen Arbersee.


Für mich ein "wichtiger" Meilenstein. Denn hier gab es zur Belohnung für den Gnü aus Zü die Dose Espresso aus dem Rucksack.

Der Lauf im Hunsrück beim KeufelsKopfUltraTrail mit der Eigenversorgung hat mich auf die Idee gebracht, sich eine Belohnungen zu gönnen. Und so´n Espresso ist sensationell 😋
Auf die Dose und rin in den Kopp und weiter ging´s.

Die Verpflegung des Laufes war richtig gut, wenigstens für die an der Spitze laufenden, wie man später in den sozialen Netzwerken lesen musste.

Melone, Banane, Nüsse, Brote und Käse. Salzstangen, Datteln, Cola, Iso, Tee und Wasser. Und Haribo natürlich.
Man musste wie immer aufpassen, dass man nicht zu nimmt 😋😀

Weniger anspruchsvoll wurde die Strecke aber keines Falls.

Wieder ging es bergauf und die Marathondistanz hatten wir bereits hinter uns und eine offizielle Ultradistanz in den Beinen.


Kilometer 50 holte mich dann leider auf den Boden der Realität zurück.
Während ich im Laufe meiner Ultra-Läufe die Stärke entwickeln konnte hintenraus wieder konstant laufen zu können, wurde aus dem Plan hier leider nichts.
Nasenbluten 😕
Mal wieder.
Das 2. Mal nach meinem Erlebnis in Bödefeld.
Heute jedoch nicht warm und schwül, so doch die Vermutung, wo es her kommen kann.
Also keine Info nach Hause, um die Lieben nicht zu beunruhigen und überlegen.
Aufgabe, oder mit Bedacht weiter?
Hier war die letzte Chance auszusteigen. 

Gnü? Was nu?
OK.
Gas raus und weiter.
Die Entscheidung fällt nie leicht. Doch 10 km bergab stellen keine Herausforderung mehr dar. Zur Not wird gegangen, aber DNF? Nein. Das stehe ich dir nicht zu, du Arsch, dachte ich bei mir und musste leider 3 an mir vorbei lassen, was nicht schlimm ist, aber schon eine neue Erfahrung, so kurz vorm Ziel überholt zu werden, anstatt zu überholen 😒

Die Musik und die Stimme des Zielsprechers waren bereits 5 km vorm Ziel zu hören und können deprimierend sein, wenn du weißt, wie lang sich 5 km ziehen können.

Irgendwann war Bodenmais erreicht und man wird von fleißigen Helfern und der Feuerwehr in Richtung Marktplatz geleitet.

Leider sind wenige Zuschauer am Weg, und das sonst aufkommenden Glücksgefühl bleibt ein bisschen auf der Strecke.

Die letzen 100 Meter und der Zielsprecher kündigt mich an.
Wenige, die davon Notiz nehmen und meine Freunde sind sicher alle hinter mir.

Dann ist das Ziel erreicht und du bekommst die handgefertigte Medaille umgehangen.
Eine sehr schöne und mit Bezug auf die Region. Sind hier doch in der Vergangenheit etliche Glasmanufakturen entstanden und konnte auf eine alte Tradition des Silberbergbaus zurückblicken.


Aber als Holland-Fan musste ich die umgehängte mit blauem Glas in eine mit orangen tauschen 😊 

Zum Schuss bin ich doch sehr zufrieden und mit Platz 51 gesamt, Platz 48 unter den Männern, sowie Platz 9 in der AK 45 sogar in den Topten bei 182 Finisher.



Der Fußmarsch zum Space Shuttle und die heiße Dusche weckten die Lebensgeister und nach dem Eiweißdrink machte ich mich auf den Heimweg.

Alle Freunde sind auch im Ziel gelandet und konnten ihre Vorjahresergebnisse deutlich verbessern, wie zum Beispiel Kerstin mit über 1 Stunde 👌

Die Fahrt zurück in Gnü´s Revier verlief Staufrei und war ganz OK.

Was nun kommt ist in Gedanken noch nicht wirklich greifbar. Denn 140 km im November beim KoBoLT über den Rhein-Steig scheinen noch so weit weg 😟

Die ersten Tage nach dem Arber wurden mit Laufpause auf dem Rad verbracht und so sind wir wieder am Eingang zum Post: laufender Radler oder radelnder Läufer?
Beides. Ich liebe einfach, draußen zu sein und mich zu bewegen 😌

Euch danke ich ganz herzlich für das Lesen meines Blog, freue mich, wenn ihr einen Kommentar hinterlasst und wenn ihr wieder kommt.

Ich verbleibe mit sportlichen Grüßen in die Weiten der Republik
Euer Gnü aus Zü

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